Schaf
Meine Angst vor Männern
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Trigger Meine Angst vor Männern
Hallo ihr,

ich habe dieses Thema vorsichtshalber mal als Trigger markiert, da ich es schon für ein schwieriges Thema halte.
Ich habe auf Grund meiner Vergangenheit oft Angst vor Männern, vor allem vor Älteren.
Mal habe ich die Angst gut im Griff, mal kontrolliert sie mich.
Was mir hilft mit ihr umzugehen ist die Angst zu akzeptieren und Sie nicht herunterzuspielen. Diese Angst hat ihre Gründe, auch wenn Sie in der Gegenwart oft nervig ist.
Ich habe mittlerweile gelernt zumindest manchmal meine Grenzen offen zu kommunizieren, z.B. an der Supermarktkasse, wenn ein Mann mir zu dicht auf die Pelle rückt. Manchmal bin ich aber auch zu verkrampft, um das zu tun. Wenn ich es tue, gibt es mir aber ein gutes Gefühl, weil ich für mich eintreten kann.
Leider gibt es auch Zeiten, wo ich überhaupt nicht damit klar komme, vor allem wenn zusätzlicher Stress auf mir lastet. Dann wird Busfahren und Einkaufen zu einer großen Herausforderung und ich werde sehr unruhig.
Da hilft mir manchmal das bewusste Meiden von diesen Situationen. Also wenn ich merke, dass ich einen ganz schlechten Tag habe, gestehe ich mir ein, an diesem Tag nicht einkaufen zu gehen, wohl aber im Bewusstsein, dass ich es in den nächsten Tagen wieder tue.
Leider hält es mich aber auch davon ab regelmäßig zur Uni zu gehen. Da mache ich mir oft Selbstvorwürfe, was es noch schlimmer macht.

Kennt jemand von euch diese Angst auch oder hat ähnliche Ängste. Welche Tricks helfen auch im Alltag damit umzugehen? Habt ihr Tipps für mich, was ich noch tun kann?
Ihr könnt mir auch gerne weitere Fragen zu meinem Umgang damit stellen.
Ich möchte diese Angst weiter abbauen und bin dankbar über jede Anregung.

Liebe Grüße
Schaf
Eventuell Trigger!!!

Hallo Schaf,
zunächst mal ist es ja gut, das Du Dir der Sache bewußt bist und versuchst auf Dich selbst Rücksicht zu nehmen.

Vorbemerkung: Da wir selbst Opfer von physischer, psychischer und sexueller Gewalt von Männern UND Frauen waren, kenne wir die Ängste ganz gut. Man hat dne Eindruck ,das fast alles triggert: aussehen, Gesten, Worte... Es ist wirklich schwer, damit einen guten Umgang zu finden und oft ist man entmutigt. Es dauert, bis man die Ängste verliert. In den 90er Jahren waren einige von uns gegenüber Männern und später gegenüber Frauen sehr feindlich eingestellt. Die Vorwürfe von anderen Mensche nwaren sehr harsch. Da der Körper weiblich ist wurde in bezug auf Männerfeindlichkeit und starker Abgrenzung gegenüber ihnen immer Vorwürfe ausgesprochen auch vom Klinikpersonal. Wir waren höflich zu Männern und Fraune, aber mehr nicht. Auch nicht aggressiv. Nun ja, eine Frau, die an unsere Mutter erinnerte, war mal richtgi biestig zu uns, da ist jmd von uns sehr wütend geworden. Diese person hat mit der Frau gesprochen und ihr erklärt, das sie der leiblichen Mitter ähnlich sieht. Das war nicht einfach... Und die Frau war sehr betroffen. Nach dieser Aussprache dauerte es eine Woche, dann verleif der gegenseitige Kontakt besser. Das Voraus.
Und das auch schon mal als Tip: Wenn Du den Mut hast, einfach mal aussprechen, was Sachlage ist. Macht einem nicht immer nur Freunde... Also gut abwägen, wen man vor sich hat: ist dieser Mensch wichtig für mich (ein Prof, jmd, der mir dann das Leben schwer machen kann?). Wen nes jmd auf der Straße ist ,den Du nie wiedertriffst, ist das Gefühl der Angst da. Aber dieser Mensch ,den Du nur einmal siehst, verschwindet wieder aus Deinem Leben. Das Gefühl der angst, kann man auch "umarmen". Es wird Dich sicher noch einige Zeit begleiten. Es ist nichts Böses! Es ist ja für Dich normal, das Du Angst vor Männern hast.

Wenn es Dich an Deinem Leben hindert, ist das natürlich schwer. Das tut uns leid für Dich! Wir kenne das auch... Es hat uns so viele Jahre begleitet und ist auch jetzt noch malnchmal da. Allerdings ist es bei uns angst, manchmal auch Wut sowie Trauer. Trauer über die Macht, der Täter und Täterinnem die so viel Macht über das Leben haben. Wenn man allerdings 18 Jahre in einer äußerst brutalen Failie glebt hat, muss man sich ja nicht wundern....Aber Wut haben wir gut im Griff. Nie mals in unserem Leben haben wir jmd anders geschlagen und vielleicht 15x in 51 Jahren einen Menschen angeschrien.

Ein wichtiger Tip: umgib Dich im privaten Leben mit menschen ,die Du magst ,die Deine Gefühle nicht triggern. Wenn Du immo nicht mit Männern umgehen kannst, dann ugib Dich mehr mit Frauen. Du kannst Dir sagen ,das es irgendwann besser wird (sorry, wir können nicht versprechen ,das es "schnell" weggeht. Das kommt auf en einzelnen Menschen an).

Manchmal hilft es, sich damit zu beschäftigen, sich selbst zu beobachten, wie man reagiert und worauf genau.
Wichtig ist auch ,sich zu sagen ,das man sich von Tätern und Täterinnen nicht alles, was Leben ausmacht, nehmen lassen will. Sie haben lange Zeit Macht gehabt, aber sie sollen nicht immer gewinnen. Tatsächlich ist es so, das wir uns immer Ziele gesetzt haben, wo wir über Täter und täerinnen triumphieren wollen. Hier noch mal eine kurze Beschreibung einer Sache: als wir 16 waren, gab es eine Nacht, in der unsere Mutter ausflippte, uns und unsere Zwillingsschwester massiv bedrohte und rausschmiss. Sie sprach noch Folgendes aus: Du sollst nie Freunde haben , nie glücklich sein, nie Erfolg haben usw...
Unser erster Sieg: wir haben ein gutes Diplom im Studium gemacht. Unser jetziger Sieg: wir sind mit 2 Leuten seit 10 Jahren und mit einer Person seit 5 Jahren befreundet und haben es geschafft, den Kontakt nicht abzubrechen. Unsere mutter hat als Täerin sehr viel Macht über uns gehabt.
Im vorletzten Jahr im Januar haben wir uns das Zeichne beigebracht und mittlerweile sind wir richtig gut. Alles ,was sie verderben wollte, hat sie nicht geschafft. Es war ja letztlich auch eine sehr lebensbedrohliche Situation an dem Rausschmisstag unsere Mutter war eine gefählriche Frau. Ob sie das alles bewußt und gezielt gemacht hat, ist nicht klar.

Das allerwichtigste ist jedoch: Distanz zu damaligen Tätern und Täterinnen. Zu unserer Mutter haben wir den Kontakt 1993 abgebrochen und ihr gesagt, sie solle uns NIE WIEDER kontaktieren. Es war ein Tag ,an dem wir ein dringendes Papier für ein Stipendium benötigten... Sie bedrohte uns wieder an disem tag. Aber da htten wir den Kaffee auf.
Den Freund unserer Mutter hatten wir eh immer gemieden.
Als unsere jüngere Schwester ihren kindern gegenüber Ähnliches tat ,wie unsere Mutter und ihr Wut Ausmasse annahm, die ähnlich waren wie die unserer Mutter, versuchten wir, ihr zu helfen. Da dies scheiterte und sie massiv aggressiv blieb, sagten wir ihr, das wir keine Kontakt mehr wollen.

Bezüglich der Uni: da müsste es eigentlich auch Sozialarbeiter oder eine Beratung psychologischer Art geben. Es wäre ja vielleicht möglich ,da wenigstens mal hinzugehen und das Problem anzsprechen. Vielleicht macht dies Dein Studium einfacher.

Wie schon geschrieben: es wird alles dauern. Dies sind nur wenige konkrete Sachen, aber vielleicht noch ein paar buchtips in den nächsten Tagen... Heute ist es alles etwas zeitknapp.

Grüße erst mal: die Leute von Absurdistenz (im Speziellen: Sabine, Danny Anger, Danny, Ricky, Wächter, Jann, Semmelrogge, Nachtschatten) :)
Hallo Absurdistenz,
danke für eure ausführliche Antwort.
Ich habe mehrere männliche Mitbewohner, mit einigen von denen verstehe ich mich gut. Vor denen habe ich auch fast nie Angst, weil zumindest ein Teil von denen meine Grenzen kennt und die nie überschreiten würde.
Ich übe es immer wieder und sage mir, ich bin sicher und suche die Unterschiede zu den Situationen früher.
Zur Beratung an der Uni werde ich mal gehen.
Ich bin gerade etwas überfordert darüber mehr zu schreiben, deswegen bekommst du in den nächsten Tagen eine ausführlichere Antwort.
Alles Gute Euch
Schaf
Hi Schaf,
ich verstehe sehr gut diese schlechten Gefühle aufgrund deiner Vergangenheit den Männern gegenüber. Wichtig ist das du Realitäts Checks machst. Du zählst einfach beispielsweise alle Gegenstände auf die in der näheren Umgebung rot sind. Dann fragst du dich was in deiner Situation am weitesten von dir entfernt ist. Ein Gebäude zum Beispiel oder die Zimmerlampe, das hilft mir immer enorm.
Gruß
Jo
Hallo Schaf,
ich greife das Thema einfach mal wieder auf, wie geht es dir inzwischen damit? Warst du bei der Beratungsstelle?

Bei mir ist diese Angst irgendwie komisch. Ich hatte nie wirklich einen männlichen Täter. Es gab Übergriffe, aber die passierten, WEIL ich dissoziierte und nicht eingreifen konnte. Daher verstehe ich bis heute diese Angst vor Männern bei mir nicht. Sobald jemand nett zu mir ist, mit mir redet, mich berührt....drehe ich innerlich durch. Es entsteht ein großes Chaos, ich kann der Person nicht mehr in die Augen schaue, dissoziiere manchmal und muss den Kontakt komplett abbrechen.

Könnt ihr Grenzen aufzeigen? Könnt ihr kommunizieren, dass ihr keine körperliche Beziehung wollt?
Das ganze macht mich derzeit echt fertig. Teile von mir angeln sich andauernd neue Männer, die dann plötzlich Teil unseres Lebens werden, während andere hier total abdrehen. Die Männer verstehen dann die Welt nicht mehr, wenn ihnen total lieb geantwortet wird und am nächsten Tag breche ich den Kontakt ab. Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll, ich möchte allen in mir gerecht werden, auch denen, die den Kontakt wollen. Aber wenn die Angst dadurch zu groß wird...seufz.

Wenn ich wenigstens wüsste, was die Angst auslöst. Dann könnte ich daran arbeiten, Realitätscheck usw. Aber das gibt es nicht....
Hallo Maya,
eine Idee, hast du Angst unkontrolliert übernommen oder vereinnahmt zu werden, als würden dann sicherlich Dinge passieren, die du nicht steuern kannst? Nur weil einer Interesse zeigt "musst" du so und so und so und du hast nicht das Gefühl das zu steuern? Ein Gefühl was sich ja verstärkt durch die reale Erfahrung es läuft irgendwie so ungesteuert ab, dass da was in dir einfach automatisch handelt, obwohl der Rest von dir nicht will. Dann musst du natürlich krass stark wegstoßen, heftig, um dich zu retten.
Vielleicht ist die Realität, dass Dinge gar nicht so unkontrolliert ablaufen müssen, sondern du ein Mitspracherecht hast und eine Steuerungsfähigkeit. Wenn du dir das selbst nicht gönnst, das steuern zu können oder das zu steuern, wie schnell, wie viel, was und mit wem, nach welchen eigenen Regeln, muss die Angst bestehen bleiben? 
Wäre auch die Frage, was in dir die Männer angelt. Gibt es so eine Verpflichtung als Frau brav Männern attraktiv und sexuell verfügbar stehen zu müssen? So dass die eigene Wertigkeit sich darüber bestimmt und auch das Existenzrecht? Oder was anderes existentielles, dass du nur sein kannst, wenn es diese Männer gibt, oder man so zu den Männern ist.
Und dann wäre das so ein Hin- und Her zwischen diesen alle nicht so tragfähigen Zugrichtungen, das existentielle sich fügen und brauchen/müssen und das existentielle wegstoßen und sich retten und so eine bedachte, vernünftige, neugierig lustvolle Sache die aber in der eigenen Hand bleibt kann da gar nicht mehr draus werden?
Das waren die Assoziationen kann natürlich total daneben sein,
Grüße,
Wow, Nika, vielen Dank für deine Gedanken!
Das hat mich gerade echt berührt, du hast da sehr viel sehr treffendes gesagt.
Ich habe tatsächlich Angst, es nicht kontrollieren zu können. In Situationen, in denen man mir näher kommt schaltet mein Gehirn sofort ab. Es ist eine Teil-Disso, ich bewege mich noch, mein Gegenüber bekommt nichts mit, ich aber auch nicht.

Was angelt mir die Männer? Das ist eine gute Frage. Mit der Existenzberechtigung sprichst du ein großes Thema an. Vielleicht auch der Wunsch nach Normalität, nach dem Gefühl, Teil dieser Welt sein zu dürfen. Wenn andere mich SEHEN, existiere ich, oder? Wenn andere meinen Körper sehen...doch ist das eigentlich ein Trugschluss, weil sie das IN meinem Körper nie sehen werden.

Je öfter ich deine Worte durchlese, desto mehr Zustimmung spüre ich in mir. JA, du hast vollkommen Recht. DANKE für diese Worte!


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