Traumengel
Meine Erfahrung mit dem Hochwasser in meiner Stadt
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Meine Erfahrung mit dem Hochwasser in meiner Stadt
14.07.2021 Tag 1
Ich arbeite in der Nachbarstadt 12 km von zu Hause entfernt, es regnet schon seit Tagen stark aber noch ist alles gut, ich arbeite bis 23 Uhr und komme gegen 0 Uhr nach Hause, ich fahre in meine Stadt auf dem weg nach hause kommt mir mein Chef entgegen der  nur ein paar Strassen von mir entfernt wohnt, er hält mich an und wir reden kurz, überall ist Feuerwehr, alles is abgesperrt, Chef erzählt mir dass er weg fährt weil seine Wohnung voll Wasser läuft, ich fahre nach hause, bei mir is alles ok ich wohne etwas Berg auf, noch denke ich nix Böses.

15.07.2021 Tag 2
9 Uhr Ich stehe auf will duschen gehen es gibt kein Wasser noch denke ich es sind mal wieder arbeiten im Haus und es wurde abgesperrt also warte ich einfach, um 11 uhr gibt es immer noch kein Wasser und langsam werde ich unruhig irgendwas stimmt nicht, 12 Uhr ein Kollege schreibt mich an und fragt was bei mir in der Stadt los ist und ob ich weg komme, ich gucke aus dem Fenster alles is ok da draussen es regnet nur, ich schreibe meinen Chef und kriege zur Antwort " Wo bist du kannst du mich und meine Familie abholen?"

Langsam krieg ich Angst mache mich fertig und fahr los, schon 500 Meter von meinen Haus entfernt herscht das Chaos alles ist gesperrt überall stehen Leute die aus ihren Wohnungen geholt wurden und versuchen die noch fahrtüchtigen Autos an zu halten um mit zu fahren, ich nehme eine Familie mit 2 kleinen Kindern und einem Baby mit und fahre sie hoch auf dem Berg zur ihren Eltern, durch einbahnstrassen und Absperrungen scheiss egal Verkehrsregeln gibt es nicht mehr.
Endlich sind wir angekommen auf dem Berg stehn Boote bereit, ich setze die Famile ab, mein Chef ruft an fragt wo ich bin und versucht mich zu leiten wie ich am besten zu ihm fahren kann aber der Plan ging schief ich kam nicht durch, ich fahr durch die absperuung und lande mitten im wasser, überall liegen autos auf den dächern oder stehn quer ich fahre in slalon linien um den ganzen Schrott und durch das Wasser und versuche irgendwie zu ihm zu kommen scheiss auf alles einfach da durch jetz das Gefühl und die Angst von Kontrollverlust kann man nicht beschreiben einmal kurz nachdenken, HINTER DIR IS JEDE MENGE WASSER UND VOR DIR AUCH du hast also keine Wahl mehr also weiter und Vollgas dadurch.
Endlich am Treffpunkt, ich bin fertig mit den Nerven steh mitten auf der Kreuzung wo etwas weniger Wasser war und suche ihn zwichen all den Menschen die auf Rettung warteteten, dann hörte ich ihn plötzlich nach mir schreien, er steht im tiefen Wasser mit einen kleinen Kind auf dem Arm und versucht zu mir zu kommen ich dreh um und versuche so nah wie möglich ran zu fahren, vor meinen geistigen Auge seh ich schon wie er weg gerissen wird, ich muss jetz dahin und zwar schnell nur wie??
Endlich geschafft die Kinder und seine Familie sind im Auto alle passen nicht rein er versucht es mit seinem Bruder zu Fuss Treffpunkt bei seiner Mutter, wieder durch absperunngen und kreuz und quer versuchen da irgendwie an zu kommen aber wir haben es geschafft.
Ich fahre nach hause hab immer noch kein Wasser aber das Hochwasser bleibt bei mir aus, ich packe meine Sachen und fahre zu meinen Vater um dort zu duschen und dann zur Arbeit.
Auf der Arbeit herrscht heile Welt es regnet nur, ICH KANN KEINEN REGEN MEHR SEHEN, ich zitter immer noch kann mich nicht beruhigen.
23 Uhr Feierabend ich habe Angst nach hause zu kommen, Angst vor dem was mich erwartet, ich fahre in meine Stadt, alles ist dunkel kein Strom Geisterstadt, tankstellen haben kein strom und sind zu, Ampeln sind aus, nach hause kommen wird zur Herausforderung denn alle Brücken die über den Fluss führen sind zerstört und gesperrt aber ich wohne auf der anderen Seite vom Fluss also fahren wir einen riesen Umweg.
Zu hause angekommen heisst es Sachen packen und fluchtbereit sein, bis 4 uhr nachts sitze ich mit offener Balkontür am pc und beobachte den Regen.

16.07.2021 Tag 3

Ich habe die ganze Nacht mit offenen Fenster nur wach im Bett gelegen und auf den Regen geachtet, ich mache mich fertig und fahre mit dem Fahhrad in die Stadt um mir ein Ausmass der kathastrophe zu machen, mit dem Auto kommst du nirgends mehr durch, das war nicht die beste Idee denn es dauerte nicht lange bis mein Reifen Platt war wegen dem ganzen Zeug was überall liegt. Zurück ging es dann zu Fuss.
14 Uhr Chef schreibt mich an schickt mir Bilder von seiner Wohnung, alles is kaputt, ich rufe mehrere Kollegen an und organisiere alles das wer für mich abends arbeitet und wer anderes etwas länger bleibt mache frei und fahre zum Chef, wir räumen die ganze Wohnung leer alles voll Wasser er hat nichts mehr was heile ist.
20 Uhr wir machen in der Wohnung Feierabend ziehen uns schnell um und fahren doch noch zum Laden, auf der Arbeit herrscht wieder heile Welt aber die Bilder gehn mir nicht aus dem Kopf.
23 Uhr Feierabend und nach hause noch eine extra Runde an den Fluss vorbei um zu checken ob es sicher is und der Pegel sinkt, ja das Wasser wird weniger jetz sieht man erst das Ausmass der Zerstörung es ist wie ein Kriegsgebiet hier, zu hause wieder die halbe nacht wach im Bett liegen und auf den Regen achten, Fluchtbereit sein.

17.07.2021  Tag 4

9 Uhr wach erst mal Kaffee mir tut alles weh aber es geht um 11 uhr weiter ab zum Chef Wohnung putzen und trocknen danach wieder zur Arbeit, aus der Stadt raus zu kommen dauert eine halbe Stunde überall sind Feuerwehr Bagger und Abschleppwagen die Autos bergen, Stassenverkehrsordnung gibt es nicht mehr man fähr kreuz und quer wo es eben gerade geht, es tut weh das alles zu sehn es is meine Stadt mein zu Hause, es verändert dein Denken, Dinge die du für selbstverständlich hieltst sind plötzlich so wertvoll.

18.07. 2021 Tag 5

Heute haben wir nichts in der Wohnung gemacht es wurden nur die kaputten Sachen mit baggern und lkws abgeholt es liegen immer noch kaputte Autos und andere grosse Gegenstände rum, auf dem Weg zur Arbeit kamen mir zum ersten mal die Tränen beim durchfahren durch die Stadt, es tut weh das zu sehen auch wenn meine Wohnung nicht betroffen ist so habe ich es doch direkt vor meiner Tür, es fühlt sich an wie mitten in einen Kathastrophenfilm gelandet zu sein nur dass es echt is.
Ich stehe davor schau es mir an und glaube es nicht, das wird mein denken für immer verändern
Hallo Traumengel,

ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Das ist entsetzlich. Was du und alle anderen in den betroffenen Gebieten leistet ist unglaublich.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft, um das durchzustehen!

Liebe Grüße
Hallo! Ich wünsche euch allen dort viel Kraft! Ich finde es gut das du darüber berichtest. Danke fürs teilen deine Eindrücke.

Ich hoffe ihr bekommt alle die Hilfe die benötigt wird.

Liebe Grüße!
Hallo Traumengel.

Dein Bericht hat mich zutiefst betroffen gemacht. Weit weg von den Katastrophen habe ich bisher gar nicht viel über die Unwetter nachgedacht. Gerade ist mir das erst so richtig bewusst geworden. Ich wünsche Euch ganz viel Kraft. Mut. Durchhaltevermögen.

Alles Gute
von DjoDjo und unserem ganzen Team
Hallo Traumengel,

Vielen Dank für diesen Bericht. Wir sind zum Glück weit weg davon. Heute morgen habe ich endlich von der Verwandtschaft gehört - es geht ihnen gut. Von einem guten Freund mitten in dem Gebiet habe ich seit Tagen nichts gehört.
Seit Tagen haben wir Probleme zu schlafen, ständig die Berichte vor Augen. Es treibt uns wahnsinnig um.

Wir wünschen dir und allen anderen Betroffenen ganz viel Kraft und Hilfe, um das alles zu bewältigen!

Liebe Grüße
Ganz viel Kraft für dich und alle dort vor Ort!!!

Deine Zeilen haben mich sehr berührt und ich kann das nicht mal im Ansatz nachempfinden, aber es macht sehr nachdenklich...
19.07.2021 Tag 6

Mein erster freier Tag nach der Katastrophe aber ich habe Chef versprochen da zu sein wenn er Hilfe braucht also stehe ich früh auf und bin bereit falls er sich meldet ich repariere mein Fahrrad was ich zwischen dem ganzen Schrott platt gefahren habe und versuche mich abzulenken aber die Bilder gehen mir nicht aus dem Kopf und Ruhe finde ich auch keine also fahre ich wieder mit dem Fahrrad in die Stadt um ab zu checken wie die Lage ist, immer noch ist überall Feuerwehr immer noch liegt überall Schrott es gibt noch immer keine Straßenverkehrsordnung, die Brücken die über den Fluss führen sind wieder offen aber die Geländer sind vollkommen zerstört und es hängen Bäume und andere Gegenstände darin ich überquere die Brücke mit einem komischen Gefühl, ein Gefühl dass man eigentlich nicht beschreiben kann aber ich muss irgendwie klarkommen also versuche ich es mehrmals.
Dann geht es wieder nach Hause später kommt ein Kollege vorbei dessen Auto wir kurz ein bisschen reparieren, Chef hat sich heute nicht gemeldet also sitze ich nur noch vom Abend bis in die Nacht mit offener Balkontür am PC beobachte das Wetter und höre die feuerwehrsirenen zu. 

20.07.2021 Tag  7

Mein eigentlich zweiter freier Tag wieder die halbe Nacht nicht geschlafen immer nur wachsam immer nur Flucht bereit heute meldet sich Chef und erzählt mir dass wir im Moment nicht weitermachen können weil wir einfach keinen Strom haben und jetzt warten müssen bis es wieder Strom gibt aber es gibt Probleme auf der Arbeit schon zwei Leute haben abgesagt also fahre ich hin auf der arbeit herrscht Normalität alles ist wie immer es ist ein bisschen wie Urlaub auf der arbeit Urlaub von der Realität die zu Hause herrscht zu Hause zu sitzen und nichts zu tun halte ich nicht aus auch wenn ich total übermüdet bin. 
Das wird noch eine tolle Zeit werden...


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