Kojotin
Versuch, etwas in Worte zu fassen
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Kommentare erwünscht Versuch, etwas in Worte zu fassen
Ich melde mich nach längerem wieder, mit dem Versuch, einen Zustand in Worte zu fassen, der in den letzten Jahren immer wieder ansatzweise aufgetaucht ist ..  und dem ich in letzter Zeit bewusst viel Raum gegeben habe ...


könnte für den einen/andern vllt ein   T R I G G E R   sein, ich weiß es einfach nicht....  passt einfach auf euch auf!



Auflösung - der Versuch, etwas in Worte zu fassen..

Grenzen sind verschwommen,
Traurigkeit dringt durch.

Es ist, als ob mein Körper in einem Meer treibt,
nein schwebt,
Ich lasse mich fallen,
immer tiefer,
aber ich ertrinke nicht...

Wer bin ich? Vielleicht bin ich ein Wal.
Als ich noch sehr jung war, da war ich gestrandet...
lange musste ich warten, ließ von Zeit zu Zeit meinen Gesang ertönen,
in der Hoffnung gehört und gesehen zu werden,...

Irgendwer/irgendwas muss mich gerettet haben,
sonst würde ich heute, als ausgewachsener Wal nicht im Meer schwimmen.
mit vielen Narben, aber befreit und am Leben,
mit Wellen die mich begleiten, die über mir herabfallen,
in die ich mich hineinfallen lasse...
in Harmonie mich in das Wellental hineingleiten lasse..

dankbar, wenn wieder Ruhe einkehrt,
setze ich die Wanderung fort am weiten Ozean,
lasse erfrischende Fontainen aus meinem Nacken sprühen!

...doch manchmal ist mein Herz sehr traurig, denn es erinnert sich
an die Zeit, als ich fast ausgetrocknet wäre,
aber nicht daran, wer oder was mich gerettet hat..
Vielleicht waren es viele kleine Stupser, die mich nach und nach
wieder ins Meer zurückgebracht hatten, und mein unbeugsamer Lebenswille...

Wüsste ich, wer/was es war, würde es mir helfen,
mich mit der Welt zu versöhnen und mit den Menschen..

Ich lasse mich treiben,
in dem Ozean der Tränen,
und lasse meinen Gesang ertönen,

doch keiner antwortet...
wo sind die anderen?

Der Ozean ist mein Reich und -Ja, ich bin frei!
... aber auch ganz allein...
Ich möchte nicht der letzte meiner Art sein...


(Randbemerkung: Ihr könnt gerne darauf antworten, auch wenn es nur wenige Worte sind oder auch nur, dass ihr es gelesen habt..)
Liebe Kojotin

Deine Zeilen berühren mich sehr und ich danke dir für das Teilen!!!

Das kommt mir soooo bekannt vor und ich versichere dir - DU BIST NICHT ALLEIN

Vielleicht bin ich kein Wal und schwimme nicht im Ozean, aber vielleicht bin ich ja eine Möwe, die jedes Mal wenn du auftauchst um Luft zu holen, dir ein Hallo Du zuruft  Dvz_12
Danke, Ulli, das freut mich! Slightly Smiling Und schön, dass wir uns treffen - vllt noch öfter, das wäre toll! Huhu
Hallo Kojotin,
mich erinnert Dein Text an eine Passage aus "The center cannot hold" von Elyn Saks (S.12f, Übersetzung von mir):
„-Ich bin sieben oder acht und stehe in unserem Wohnzimmer unseres komfortablen Hauses und schaue auf den sonnigen Tag. "Dad, können wir in die Umkleidekabine zum Schwimmen gehen?" Er schnauzt mich an: "Ich habe dir gesagt, dass ich zu tun habe, Elyn, und es könnte sowieso regnen. Wie oft muss ich dir das Gleiche sagen? Hörst du nie zu? " Der Ton seiner Stimme lässt mein Herz sinken: Ich habe ihn enttäuscht.
Und dann passiert etwas Seltsames. Mein Bewusstsein (von mir selbst, von ihm, des Raumes, der uns umgebenden Wirklichkeit) wird sogleich unscharf. Oder schwankend. Ich glaube, ich löse mich auf. Ich fühle - mein Verstand fühlt sich an - wie eine Sandburg, wo der ganze Sand in der zurückgehenden Brandung wegrutscht. Was passiert mir? Das ist gruselig, bitte lass es vorbei sein! Ich glaube, wenn ich ganz still und ruhig dastehe, hört es vielleicht auf. Diese Erfahrung ist sehr viel schlimmer und viel schwerer zu beschreiben als extreme -Angst und Schrecken. Die meisten Menschen wissen, wie es ist, ernsthaft verängstigt zu sein. .. Aber zu erklären, was ich "Desorganisation" genannt habe, ist eine ganz andere Herausforderung. Das Bewusstsein verliert allmählich seine Kohärenz.
Das Zentrum gibt nach. Das Zentrum kann nicht standhalten. Das "Ich" wird zum Dunstschleier - und das festen Zentrum, von dem aus man die Wirklichkeit erfährt, wird so gestört wie ein schlechter Radiosender. Es gibt keinen robusten Blickwinkel mehr, mit dem man hinausschauen, Dinge aufnehmen und beurteilen kann, was sich ereignet. Kein Kern hält die Dinge zusammen und liefert die Linse, durch die man die Welt sehen kann, Urteile zu fällen und Risiken einzuschätzen. Zufällige Augenblicke folgen einander. Bild und Ton, Gedanken und Gefühle gehen nicht zusammen. Kein organisierendes Prinzip greift aufeinanderfolgende Augenblicke auf und setzt sie in kohärenter Weise zusammen zu etwas, das Sinn ergibt. Und alles spielt sich ab in Zeitlupe.“
Heftige Geschichte, sehr gut beschrieben...
In etwa beschreibt es für mich einen Zustand im "Anfangsstadium", den ich ein paar mal hatte, wenn ich mich darauf "einließ", dem Schmerz Raum zu geben. Nur dass ich diese Wahrnehmung nicht ausschließlich negativ empfand.
Das "Einlassen" darauf bewirkte bei mir, dass ich mich selbst/mein Inneres Kind hinterher wieder besser wahrnahm - hier sollte ich vllt andere davor WARNEN! - das ist sicher nicht für jeden die richtige Methode, ich konnte es erst nach vielen Jahren Therapie und nachdem ich eine Therapeutin gefunden hatte, der ich schon sehr vertraue... Als Kind hatte ich diesen Zustand wohl "überbrückt", weil es sonst auch viel zu viel gewesen und ich dann wirklich endgültig "auseinandergefallen" wäre..

Für mich wichtiger ist das Lebensbejahende an dieser, meiner eigenen Geschichte. Da ist ein "harter Kern" in mir, der trotz aller Widrigkeiten überlebt hat. Ich konnte den Schmerz annehmen und für mich in etwas gutes umwandeln.
Und dann war ich einfach froh, das alles ÜBERLEBT zu haben!
Aber es entstand neuer Schmerz, weil mich Menschen lieber als Opfer sahen, statt sich MITzufreuen - wodurch die Freude bekanntlich größer werden soll. Sie sollte dadurch auch nicht schrumpfen, aber natürlich ist sie jetzt sehr getrübt... Andere könnten AUCH davon profitieren, es sollte ihnen Mut machen, und innige Verbindungen könnten möglich werden! Jetzt habe ich ein in meinen Augen "geheiltes Erbgut", das ich nicht weitergeben kann, denn mir waren/sind auch keine eigenen Kinder geschenkt....
Der Schmerz darüber, etwas altes loszulassen, das ich sowieso nicht mehr brauche - jetzt ist er glaube ich ganz stark da.
Ich sollte mir sagen: "Das brauche ich nicht mehr," und dann an das gute denken, das zum teil schon da ist.
Diese Worte kamen gestern aus mir heraus... in meinen Sinn... was immer:


Ich denke an den Ozean und an viele Delfine, versuche mir das Gefühl der Erleichterung wieder herzuholen, versuche den Schmerz darin zu transformieren.
Ich sehe einen Wasserfall, einen Springbrunnen, die Fontaine eines Wals... mehrere Wale, mehrere Fontainen, Erleichterung.....
Der Wunsch nach Gemeinsamkeit.... ich bin nicht der einzige, da sind noch andere!

Ein geschützter Raum im Ozean, wo wir alle zusammenkommen, ein Punkt, wo alle Räume zusammenkommen - der Wald, der Fluss, der Wasserfall, ein Punkt, wo alle Punkte zusammenfinden, ein Fluss, der zum Meer führt, eine Verbindung zum Wasserfall, langsam spüre ich ein Aufatmen.
Ich ahne schon die aufkommende Erleichterung....

Etwas wird aufbrechen, Hindernisse werden in diesem Moment überwunden, mit Leichtigkeit! - Aufbruch! Durchbruch!
Es wird fortgespült, was ich nicht mehr brauche, ich brauche nur loslassen, geschehen lassen, es einfach - LASSEN!!


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