Seelenwanderer
Mephistophelesland - Die Reise in die Abgründe deiner Ängste
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Dritte Seite

Wie immer springen die Fußgänger eilig aus dem Weg, das finde ich wirklich sehr höflich von ihnen, dann noch schnell eine Abkürzung durch die Einbahnstraße nehmen und schon bin ich bei der Tankstelle.
Mit quietschenden Reifen fahre ich direkt an die Zapfsäule, dabei springen die Leute vor Schreck zur Seite und schüttelten ihren Kopf, was mich aber nicht sehr beeindruckt hat. Schnell schaue ich noch in den Spiegel um zu sehen, ob meine Haare ordentlich liegen, man möchte ja bei den Leuten einen guten Eindruck hinterlassen. Während ich mir meine Haare so zurechtlege, sehe ich im Spiegel, wie die Trachtengruppe hinter meinem Auto parkt, die Türen öffnen sich und zwei Bullen steigen aus dem Auto aus, genau genommen ein Bulle und eine Bullette. Die sehen nicht gerade sehr entspannt aus denke ich mir so nebenbei und dann stehen die auch schon neben dem Auto und klopften ans Fenster. Ich lasse die Fensterscheibe runter und wünsche beiden einen guten Morgen.

Guten Morgen Polizei, Oberwachtmeister Hans Wurst, Führerschein und Fahrzeugpapiere bitte. Ich schaue ihm an und muss direkt laut lachen, ich konnte mich kaum noch halten vor Lachen. Was ist denn so komisch, fragt mich der Polizist, nichts, gar nichts, sage ich, während ich mich sehr beherrschen muss, um nicht wieder laut zu lachen und gebe ihm meine Papiere. Sie sind zu schnell durch die verkehrsberuhigte Zone gefahren und dann auch noch in falsche Richtung durch eine Einbahnstraße gefahren, was haben sie dazu zu sagen. Na ja muss wohl so gewesen sein, wenn sie das sagen, Herr Wachtmeister Hans Wurst. Kaum hatte ich das gesagt, da musste ich wieder etwas lachen. Haben sie was getrunken? Ja habe ich, Kaffee zum Frühstück und ein Schluck warmes Wasser, als ich mich beim Duschen daran verschluckt hatte. Ich meine ob sie Alkohol getrunken haben. Ja hatte ich auch, das war vor sechs Wochen, als ich bei einem Freund seinen Geburtstag gefeiert hatte. Ich meine Heute oder Gestern, ich will wissen, ob sie Restalkohol haben. Ja das auch, ich habe zu Hause noch eine halbe Flasche Rum stehen und zwei Flaschen Bier.

Sagen sie mal, wollen sie mich auf den Arm nehmen, steigen sie sofort aus ihrem Auto aus. Ich öffne dann auch gleich meine Tür um auszusteigen, dabei drücke ich den Wachmeister mit der Autotür leicht gegen die Zapfsäule. Also etwas bei Seite gehen hätten sie schon können, sagte ich mit ernstem Gesichtsausdruck, der dann aber schnell wieder in ein breites Grinsen über ging. Der Wachtmeister steht neben der Bullette und er ist einen Kopf kleiner als seine Kollegin, das lachen kann ich mir dann nicht länger verkneifen. Da steht er jetzt vor mir und schaut an mir hoch, als wäre ich der Eiffelturm. Langsam wird es mir selbst etwas unangenehm, dass ich den Wachmeister ständig auslache, er kann ja nichts dafür, dass seine Eltern ihm ausgerechnet Hans getauft haben, wo sein Nachname auch noch Wurst ist. Ich versuche ernst zu bleiben und sehe zu seiner Kollegin rüber, während der Wachmeister meine Papiere anschaut.

Ich schaue auf ihr Namensschild, Claire Grube ist ihr Name, ich frage mich, wie Eltern ihren Kindern nur solche Namen geben können. Ich schaue der Polizistin dann in die Augen und gleich wieder auf ihren Namen, dann wieder in ihr Gesicht und ich sehe, wie ihr Gesichtsausdruck immer ernster wird. Ich habe wirklich große Probleme damit, meine Gesichtszüge unter Kontrolle zu halten, was mir dann aber schnell sehr gut gelang. Wenn sie so schnell durch eine verkehrsberuhigte Zone fahren, können sie leicht jemanden überfahren, sagte die Polizistin dann zu mir. Im gleichen Moment konnte ich mich nicht mehr halten und bin in einen nicht enden wollenden Lachflash gefallen, ihr Name war schon kaum ohne zu lachen zu ertragen, aber als sie dann noch mit einer piepsenden Stimme redete, wie Laverne Hooks in dem Film Police Academy, verlor ich jede Beherrschung und bekam kaum noch Luft.
Was gibt es denn zu lachen, ich sage ihnen das sie Menschen gefährdet haben und sie lachen sich darüber auch noch fast tot, sie sollten sich wirklich schämen. Mache ich ja schon die ganze Zeit, sage ich ihr, während ich versuche, mein Benehmen wieder halbwegs unter Kontrolle zu bringen.

Dann kommt Herr Wachtmeister Wurst zu mir, schaut an mir hoch und sagt: Können sie bitte mal blasen. Was sage ich mit empörter Stimme, ich soll blasen, was denken sie denn von mir, so etwas Unsittliches werde ich niemals machen, schämen sie sich, mich so etwas zu fragen. Hören sie mal, was ist mit ihnen los, haben die einen Clown zum Frühstück verspeist. Natürlich habe ich keinen Clown verspeist, ich hatte ein ganz normales Frühstück, so wie es sich gehört, sehe ich etwa aus wie ein Kannibale. Gerade sie als Polizist sollten wissen, dass Kannibalismus verboten ist. Herr Riechwein, so langsam reicht es mir mit ihnen, sie pusten sofort in den Alkoholtester, aber jetzt hopp hopp. Ich schaue den Wachtmeister mit einem dezenten Grinsen an und sage: Das hätten sie doch gleich sagen können, dass ich in den Alkoholtester pusten soll. Ich nehme den Tester und holte tief Luft und dann puste ich so kräftig in das Gerät, wie ich nur konnte. Gut jetzt, sie können aufhören, mit pusten, müssen sie denn immer übertreiben. Wenn jemand übertrieben hat, dann deine Eltern, denke ich mir so und muss dann doch wieder kräftig grinsen.

Hören sie auf, sich über mich lustig zu machen, oder ich nehme sie mit zur Wache. Ich höre sofort auf, zu grinsen, was mir aber sehr schwerfällt, und sage jawohl Herr Wachtmeister Hans Wurst.
Nebenbei sehe ich, wie die Bullette aus der Tankstelle kommt und mit schnellen Schritten zu mir kommt. Herr Riechwein, soeben habe ich vom Tankwart mitgeteilt bekommen, dass sie immer wie der Henker fahren und das sie sogar einmal eine alte Dame umgefahren haben, die sich dann über der Motorhaube abgerollt hat und bewusstlos auf der Straße lag. Ach, so ist das, der Tankwart sagt etwas und sie glauben ihm natürlich bedingungslos, das beweist doch noch gar nichts, der redet viel, wenn der Tag lang ist. Und das mit der alten Dame war ja ganz anders, denn das war gar keine alte Dame, das war ein als Frau verkleideter Bankräuber, der nur wegen mir überführt werden konnte, sie sollten mir also dankbar sein und mich hier nicht so nieder machen. Aber es hätte auch wirklich eine alte Dame sein können. War es aber nicht, sage ich ihr mir erhobener Stimme. Das tut hier auch gerade gar nichts zur Sache, es geht hier ja gerade um etwas ganz anderes und ich denke, das wir jetzt mit der Sache durch sind, ich habe immerhin Besseres zu tun, als mich mit zwei Polizisten zu unterhalten.
Dann bekomme ich meine Papiere vom Wachtmeister Wurst zurück und werfe sie gekonnt in mein Auto. Und war es das jetzt endlich, frage ich ihm genervt. Ja, klar, das war es fürs Erste, sie werden aber noch Post von uns bekommen, so einfach komme sie da nicht raus aus der Sache. Ja, machen sie doch, was sie wollen. Die Polizisten steigen in ihr Auto und ich rufe ihnen noch mit lachender Stimme zu. Fahren sie vorsichtig.
Ich drehe mich gelangweilt um und will in die Tankstelle gehen, da sehe ich den Tankwart grinsend in der Tür stehen.


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RE: Mephistophelesland - Die Reise in die Abgründe deiner Ängste - von Seelenwanderer - 03.11.2020, 21:51

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