GGG
Innere Kinder u. Anteile - Sie waren schon lange vor Therapie da
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Innere Kinder u. Anteile - Sie waren schon lange vor Therapie da
Ja, ja, wenn man nach über 4 Jahren wieder mit Traumatherapie konfrontiert wird, da wackelt das Hirn. Hab' mich lange mit nix davon beschäftigt, denn es gab eh keine Aussicht, eine neue Traumatherapie zu kriegen. Dann geht's plötzlich weiter.

Innere Kinder, oh, das ist ein heißes Eisen...

Ich kann gar nicht wirklich aushalten, zu lesen, wenn andere User irgendwo was drüber schreiben..... Wie sollen es die Patienten wissen, was das wirklich ist, wenn's kaum ein Therapeut wirklich weiß??

Heute schrieb eine Userin irgendwo:

"Dein inneres Kind ist nicht real, es ist ein Bild in Deiner Vorstellung oder Fantasie...". Nee, genau das ist nicht so. Die sind keine Fantasien und sie sind real. Sie haben ja sogar einen Körper, nur stecken sie in dem eben nicht allleine drin, sondern mit dem Rest der zerteilten Persönlichkeit....

:-(

Von wegen Borderline und  Stimmungschwankungen, wie es die DBT nennt. Neee, das sind meistens eben schon Ego-States, innere Kinder. Die Schwankungen sind Switchen, Wechsel von Persönlichkeitsanteilen mit mehr oder weniger Co-Bewusstsein, mit wenig oder mehr oder gar keiner Steuerfähigkeit der biologischen Hauptperson.

Es war immer da, nur wenn man sich nicht auskennt, dann denkt man, das ist alles Ich. Dass es viele verschiedene Ichs gab, jüngere, älter, traurige, wütende, ängstliche, kämpferisch hielt ich für Flexibilität. Es war mir nicht klar, dass da was im Gehirn getrennt läuft, was bei anderen Menschen alles schön zusammen ist.

Die Flashs, seit jüngster Kindheit hatte ich die, die Heulkrämpfe, das im Keller allein hocken auf den Sprudelkisten und mir ausmalen, wie es ist, wenn ich mich umbringen würde. Keiner durfte was merken, dass ich nicht mehr wollte, nicht mehr konnte, ich nur noch wollte, dass alles aufhört. Wie ein Unfall sollte es aussehen, wen sie mich finden, damit meine Mutter kein schlechtes Gewissen haben musste. Es sollte wie ein Unfall aussehen.

Vielleicht ist es bei manchen so, dass innere Kinder sich so anschleichen, mal vorbei gucken. Meine sind nicht so. IdR stellen sich Anteile nicht vor, wenn sie hochkommen, sie kommen einfach, man ist anders als man sonst ist, als man sich kennt, als andere einen kennen. Man sagt immer noch "ich", aber weiß nicht, dass es ein anderes Ich von einem selbst ist, was jetzt übernimmt und die Kontrolle hat. Nein, ich war keine Frau mit breiter Bandbreite und großem Fundus, ich war viele, mehr als ein funktionierender erwachsener Anteil, mindestens 2 sind's. und viele traumatisierte Innenanteile, teils Kinder, teils Teenager, dann noch junge nicht funktionierende Traumaanteile. Viele von 18 bis 27, kann sie nicht auseinanderhalten. Die härteste Diagnose war nach allem anderen DIS ohne Alltagsamnesien. Ja, das gibt's auch  DIS ohne die für DIS bekannten Amnesien und Zeitverluste, trotzdem  DIS, weil sich mehrere ANPs herausgebildet haben.

Früher null Durchblick. Hätte man mir das alles nicht früher sagen und erklären können? Warum lässt man die Leute solange im Dunklen tappen, wenn man es nur erklären müsste und das soviel einfacher machen würde? Profis? Versager!!

Die Stimmen im Kopf, diese ewigen Zweifel, Anklagen, Kritik, Angst, düstere Stimmung, sterben wollen, nicht leben können, die dauernden Sorgen...... Die Dauerdiskussion im Kopf, nicht abschalten können. Die Attacken, die  Heulkrämpfe, dieses elende Schlechtgehen, dieses Runterrauschen, keine Menschen mehr aushalten können.

Heute kenne ich meine inneren Kinder gut. Ich kann mit ihnen umgehen, meistens. Nach außen hin fallen wir kaum noch auf als krank. Dass wir DIS haben, merkt keiner, nicht mal Traumatherapeuten, nur die Supercracks blicken es schnell, dass da Kinder reden und andere. Mein Ex-Thera hat am Anfang mal geschimpft: "Ich rede hier nur mit Kindern!?! Ist denn die Erwachsene gar nicht mehr da??!?? Kann die mal kommen?? ". Ich wusste nicht, was er will und hab' gesagt: "Ich kapier's nicht, was wollen Sie von mir?".

innere Kinder, wie man die spürt?

Vor lauter Schmerzen winden in alle Richtungen, kein Auge zu machen, weil es im Kopf heult und schreit und man Magenkrämpfe hat, einem schlecht vor Angst hat. Wenn einem nach einem Tag Wein- und Schreikrämpfen die Zähne anfangen zu klappern. An den dissoziativen Krampfanfällen, an den Fressanfällen und den Hungerphasen, daran, dass der Kopf immer müde ist und man sich nicht konzentrieren kann, sich nix merken kann, dass man an nix Interesse hat, weil alles zu schwer ist und man es nicht vergessen kann. Man merkt Trauma auch daran, dass man in Gesprächen von früher hängen bleibt und mit Leuten redet, die vor jahren mit einem irgendwie  gestritten hat und man mit denen jetzt redet, obwohl die nicht da sind. Das haben mir zwei Traumatherapeuten unabhängig voneinander gesagt, dass ich in Gesprächen abrutsche in die Vergangenheit und mit Leuten rede, die gar nicht da sind. Man sieht's als guter Traumatherapeut von außen an der Körperhaltung und an der Mimik im Gesicht, am Inhalt der Gedanken und den Gefühlen, die hochkommen, an der Stimme, der Kleidung manchmal usw und so fort... Im fMRT und im EEG und bei extremen Fällen an den Handschriften, an Blutwerten usw....

Die inneren Kinder und inneren Anteile sind absolut real und keine blühende Fantasie. Wenn sie Fantasien wären, wäre es leicht, dann müsste man nur aufhören, sich diese einzubilden. Aber genau das klappt nicht. Du kannst sofort entscheiden, dass Du keine haben willst, aber sie werden nicht deshalb aufhören, zu existieren, sondern mit Dir weiterleben und leiden, solange bis Du Dich passend um sie kümmerst.

Ich find's manchmal echt ein bissl schockierend, wie da so locker lässig über innere Kinder philosophiert wird, ohne dass den Leuten der Ernst der Lage klar wird. Innere Kinder und Anteile sind schwerste Erkrankungen, die einen locker umbringen können.

Ein System, das völlig außer Kontrolle gerät, kann sterben bzw. kann Dinge tun, für die es in die Psychiatrie, evtl. Forensik, kommt oder z.B. im Verkehr Unfälle baut und gleich noch ein paar Menschen mit unglücklich macht.

Ich glaube nicht, dass es 'ne "einfache" DIS gibt oder eine "DIS-light", wo man mal nur Teddybärchen kaufen kann und ein bissl was imaginiert und das war's dann und das klappt dann.

Die Leute, die ich kannte mit DIS und inneren Kindern, die waren alle schwerkrank, mit extremem Leid, Qualen, oft vollgepumpt mit Medis, die doch nicht halfen, schwer depressiv, manche total abgemagert wegen Magersucht, andere mit massivstem Übergewicht oder Bullemie, vernarbten Armen oder mit Sucht. Viele waren weit weg von dem, was man einen normalen Menschen nennen würde, teils fast wahnhaft, vertrauen konnten sie niemandem mehr, mit massiven Selbstabwertungen, kränkbar und verstört wie Kleinkinder.

Innere-Kind-Arbeit ist das Eine.
Arbeiten mit traumatisierten inneren Kind-Anteilen ist die Hölle, denn ganz lange hört man nur ihre Schreie, ihr Weinen, sie toben, man hat keine Kontrolle, sie haben Kontrolle über den Körper, aber über sonst nix.

So feindseelig wie manche innere Kinder sind, gegen ihre Umwelt und diese extreme Abhängigkeit und Anhänglichkeit, wenn sie dann jemanden finden, wo sie sich wohl fühlen.....

Jahre des Lebens, manchmal das ganze Leben leidet man unter dieser Rasselbande. Erst, wenn's dann mal intern funktioniert, man sich kennt, sie sich an einen gewöhnt haben, wo man sie auch llieb hat, ab da wird's besser, wenn auch nicht gut. Und wenn man sie dann aufgepäppelt hat, dann soll man Traumaaufarbeitung machen und sie integrieren, wodurch sie verschwinden werden. Und das will man dann eigentlich auch nicht mehr. Aber dann bleibt man immer ein kranker Mensch und wird oft dadurch behindert werden, dass man keine einheitliche Seele hat, sondern viele Seelen in sich, auch kleine, die nicht aushalten, was ein gesunder, integrierter Erwachsener ab kann. Wenn man die Kindanteile behalten will, behält man auch einen Teil ihrer Verletzliichkeit und bleibt vulnerabler als andere.

Was ist, wenn man alt ist, dann braucht man seine Kraft für sich allein und kann nicht für die Kinder mehr da sein. Was ist, wenn man krank wird, dann muss man in der Krankheit noch die Kinder versorgen. Ich sehe das mit dem Tinnitus. Nicht nur ich hatte den Tinnitus, sondern alle hatten den. Ich konnte meine Kinder nicht mehr versorgen, weil der Tinnitus war im Kopf lauter als unsere Gespräche. Monate lang konnten sie nicht mit mir reden, alles Selbstmanagement, was ich aufgebaut hatte, war im  Eimer. Meditation zum Ausgleich geht für mich auch nicht mehr, Tinnitus zu laut. So und dann?

Ich glaube, es ist einfach zu riskant, sich gegen die Integration zu entscheiden, denn selbst wenn das jetzt gut passt, es kann sich ändern.

Daher denke ich, man muss es sich genauer überlegen mit der Entscheidung, ob das für immer so gut ist.

Für mich hat Arbeit mit inneren Kindern nix mit Spaß zu tun. Flauschig wurde das erst nach vielen, vielen Jahren, nach katastophalen Anfängen, wo meine Kinder mit dem Thera gestritten haben,  es gab dauernd deshalb Krach, sie kamen dauernd hoch, er konnte nicht mal mit mir reden, die sind einfach hochgekommen, wollten auch was von ihm haben....Dieses Gebrüll und diese ewigen Forderungen den ganzen Tag im Schädel, wie sie ihre Schmerzen auf mich übertragen haben und die Angst. Ich bin sicher, dass hat mich 10 Jahre Lebenserwartung gekostet, dieser ganze Stress im Körper. 

So war's bei uns.
Hallo GGG
 
Werden ein wenig zu dem einen oder anderen Thema schreiben.
 
Trotzdem finden wir es beachtlich, wie unterschiedlich jeder Mensch so mit sich und seiner Umwelt und Umfeld umgeht. Vielleicht auch, weil wir sehr zurückgezogen leben und auch sind.
Kommst hier an und schreibst beachtliches in den Foren, Seelenwanderer wird sich freuen.
Und auch mit so einer lebendigen Art und Leichtfüßigkeit. Wir sind überrascht. Danke auch für die eine oder andere Sichtweise, gar nicht speziell sondern absolut allgemein.
 
Du schreibst, dass du 10 Jahre Lebenserwartung verloren oder sagen wir "hast 10 Jahre lernen dürfen" – dann sind sie nicht verloren – bis du mit deinen Rackern klargekommen bist. Auch dass du deine Trauma-Aufarbeitung pausiert hast und dadurch ganz überrascht warst als es dann doch weiterging. Hört sich so an, als hättest du also für dich selbst nichts Wirkliches getan, nebenher, also in Eigenregie, was natürlich schwer sein kann, da vielleicht Verdrängung leichter ist. Aber nach der Courage und dem Mut den deine Texte so von sich geben, erscheint uns das ein wenig, sorry für diesen Lapsus, lausig.
 
Auch mal wieder interessant zu lesen, dass es wohl doch dieses DIS mit und ohne Amnesien gibt.
Wir für uns reden deshalb noch immer von MPS (Multiple Persönlichkeits-Struktur) auch Co-Bewusstsein, denn Amnesien, so wirkliches Blackout, haben wir auch nicht. Selbst in Flashbacks, gibt es immer einen wachen Bereich, der die reale Welt nie außer Acht lässt, aber dies, wie wir aus einem anderen Forum erfahren durften, hat wohl etwas mit dem Umstand zu tun, dass es Menschen gibt, die nie "verdrängt" hatten, denn dies hatten wir auch nie. Es war nicht möglich und so haben wir schon seit jeher, uns arrangieren müssen mit unseren Trauma-Erinnerungen und den Flashbacks die halt täglich getriggert wurden, durch die banalsten Dinge. Und selbst heute laufen sie vor dem geistigen Auge ab, ganz nach Abhängigkeit der Gefühlslage und dem ausblenden können von uns selbst.
 
Integration:
Die Unos, so nennen wir die Menschen die nicht Viele sind, sehen halt in der Integration wohl sich selbst, weil auch weil sie selbst nur so denken können und fühlen können. Und das ist/war ihr vorrangiges Interesse, weil sie der Meinung waren, dass man (der Mensch) nur so wieder funktionieren würde.
Doch es gibt auch schon von vielen Therapeuten, die Einsicht, des Nicht-Integrierens. Sondern das Zurechtkommen, das Klarkommen steht an oberster Stelle. Das zurechtfinden - Innerhalb und Außerhalb, innerhalb in seinem Körper und außerhalb in der Gesellschaft.
 
Schön fand ich auch, die Bezeichnung und die Wortwahl deiner Identifizierung seines Selbst.

Zitat:Wenn man die Kindanteile behalten will, behält man auch einen Teil ihrer Verletzliichkeit und bleibt vulnerabler als andere. 

Doch hier zeigst du gut, was dir als wichtig erscheint
 
Zitat:Ich glaube, es ist einfach zu riskant, sich gegen die Integration zu entscheiden, denn selbst wenn das jetzt gut passt, es kann sich ändern. 

 
Es geht wohl eher darum, welchen Werten man noch folgen will und ob man mehr gewillt ist, den Gesellschaftsnormen mehr Gehör schenken will oder selbst Normen aufstellt die das eigene Wohl mehr in die Mitte stellt. Integration will keiner mehr von uns, doch sollte sich durch die ewige Veränderung aller Persönlichkeiten langsam etwas verändern und das tut es ja eh immer, dann wird das ausnahmslos und vorbehaltslos akzeptiert. Wir sind eine Einheit, auch wenn sich diese aus mehreren Parts zusammentut.
 
VLG
(09.12.2018, 18:28)Maddox schrieb:  
Du schreibst, dass du 10 Jahre Lebenserwartung verloren oder sagen wir "hast 10 Jahre lernen dürfen" – dann sind sie nicht verloren – bis du mit deinen Rackern klargekommen bist. Auch dass du deine Trauma-Aufarbeitung pausiert hast und dadurch ganz überrascht warst als es dann doch weiterging. Hört sich so an, als hättest du also für dich selbst nichts Wirkliches getan, nebenher, also in Eigenregie, was natürlich schwer sein kann, da vielleicht Verdrängung leichter ist. Aber nach der Courage und dem Mut den deine Texte so von sich geben, erscheint uns das ein wenig, sorry für diesen Lapsus, lausig.
 

Hi Du! :-)

Diesen Absatz Deines Postings verstehe ich leider nicht ganz. Kannst Du es vielleicht verdeutlichen? Ich glaube, ich stehe gerade etwas auf dem Schlauch.

Ja, und zu den anderen Dingen:

Die Therapeuten müssen auch alle erst lernen. Heute ist über DIS und über die Therapie viel bekannt, aber da wird's noch lange so sein, dass man sich erst mal damit auseinandersetzen muss und einen Königsweg dafür, wie ein dissoziierter Mensch dann letztlich in seiner Selbstorganisation sein wird, wird von dem jeweiligen Menschen/System abhängen, der betroffen ist.

Ich glaube, da geht's weniger um Werte, sondern darum, dass die Medizin die Dissoziation eben als Krankheit sieht und natürlich den Gegenpol Gesundheit anstreben möchte. Grade bei der DIS wird das aber oft nicht gehen, weil das Aufheben der Dissoziation auch macht, dass am  Ende die Hauptperson alle Erinnerungen hat. Und ob das aushaltbar ist, wenn viel und schwere Gewalt erlitten wurde, ist die Frage. Das Gehirn hat diesen Schutz einst gewählt und er ist notwendig gewesen. Es wird bei nicht wenigen Menschen so sein, dass sie sich nicht dem ganzen Leid stellen können, das in ihnen abgespeichert ist.

Ich glaube, der Punkt ist, ob's einem persönlich mit dem erreichten Status gut geht oder nicht. Wenn ein System gut zusammenarbeiten kann, wenn es denen insgesamt gut geht, wenn es zurechtkommt im Leben, wenn das so klappt, dann ist tatsächlich das Co-Bewusstsein wohl die für die beste Lösung in diesem Moment. Integration bedeutet halt auch: Lange Traumatherapie, viel Aufarbeitung, Zurechtkommenmüssen mit dem, was dann freigesetzt wird. Das ist alles sehr anstrengend und bindet Kräfte, Zeit und blockiert für andere Dinge. Letztlich muss dann jedes System entscheiden, was es denn will und ob's weiter die Therapie vorantreiben will oder schlicht leben will, wie es geht.

Das, was mir eigentlich den Mut und die Kraft gibt, solche Texte in ein Forum zu schreiben, sind zwei Motivationen:

1.  Wer DIS hat, der hat die nicht umsonst. Für mich sind Traumapatienten und Borderline-Patienten zunächst mal schwer verwundete Menschen, mit denen ich Mitgefühl habe und wo ich denke, dass sie Unterstützung und Beistand brauchen und verdienen. Da ist es mir dann auch total egal, wie traumatisiert die sind. Leiden tun sie alle und das nicht zu knapp. Ich denke auch, es ist zu schwer alleine und wünsche jedem gute Helfer und Hilfe.

2. Man hat heute dieses Wissen, dass man weiß, wie man das behandeln kann. Man hat auch das Wissen, wie man schnell erste Erfolge und Verbesserungen rausholen kann. Das geht oft auch erst mal ohne Therapeuten, wenn keiner da ist.

Ich persönlich wünsche mir für jeden Betroffenen, dass er soviel wie möglich Hilfe kriegt, dass er so wenig wie möglich leiden muss, dass er so wenig wie möglich von seinem Leben verliert und dass er trotz der oft desolaten Ausgangssituation letztlich so schnell wie möglich in ein sicheres, geborgenes und warmherziges Leben kommt, wo er über die Schrecken der Vergangenheit dann auch hinwegkommen kann.

Abgesehen von meinen  aktuellen Problemen und den Problemen, die als Folge der Traumatisierungen meine Zukunft nachhaltig negativ beeinflußen werden, belastet mich das alte Zeug heute relativ wenig. Klar, ich hab' Falshs und Panikattacken und andere Dinge. Das ist neuropsychologisch, das macht der Körper und nicht ich.

Aber wenn mich heute einer fragt, ob ich nicht heule und niemanden mehr vertrauen kann, weil eben bestimmte Menschen in meinem Leben mir Gewalt angetan haben, dann kann ich sagen, dass ich Menschen sehr gut und gerne vertraue und dass ich in diesem Sinn die Traumatisierungen überwunden habe. Ich bin kein total verbitterter Mensch mehr, der die Menschen fürchtet. Die Kinder  in mir und verletzten Traumaanteile sind soweit drüber weg, dass ein relativ normales unbeschwertes Leben und Miteinander mit anderen Menschen kein Problem mehr ist. Die Angst vor den Menschen haben wir wieder verlernt und das ist eigentlich der wichtigste Part, den es beim Trauma zu erreichen gilt.

DIS heißt vor allem eins: In Angst und Schrecken leben und unfrei.

Ich empfinde es so, dass wir viel hinter uns gelassen haben, was die Angst und die Fesseln angeht. Ich fühle mich nicht generell  unglücklich und nicht lebensmüde, auch wenn'snatürlich hier und da mal hochkommt, weil soviele Probleme  da sind, die Altlasten von früher drücken.

Hoffnung kann man jedem dahingehend machen, dass man sagen kann:

Natürlich kann's besser werden, weniger Schmerzen, weniger Angst, weniger Chaos. Das ist absolut drin. Ein normales Leben kann drin sein.

Man muss das schon irgendwie irgendwo lernen, wie man mit Anteilen in sich umgehen muss, damit die ruhiger werden und ein Miteinander klappt, aber dann hat man  schon ein ganz ordentliches Leben vor sich. Der Alptraum DIS kann weniger werden und das Leben mehr. Das ist möglich.

:-)
Hi GGG

Sagen wir so, der Schlauch lag auf mir. Da ich bisher nur diesen einen Post gelesen habe und daraus schlussfolgerte.
Aber nach und nach haben wir jetzt deine anderen Texte gelesen und eig. macht es uns nichts aus, viel lesen zu dürfen, aber zurzeit sind deine Texte "echt" lang und es artet in "Arbeit" aus, was wiederum nicht an deinen Texten liegt. Und dabei noch im Fluss und Verständnis zu bleiben, müssen wir immer wieder von vorne anfangen.
Doch jetzt nachdem wir 3,4 weitere Threads von dir durchgeackert haben, bin zwar kein Ackergaul, aber im Moment fühlen wir uns so, ist uns jener "lausige" Absatz deiner einer bezüglich wieder eingefallen und da du ja doch mehr als möglich schon hinter dir hast, war die Wortwahl doch ein wenig lausig von uns gewählt. Deshalb entschuldigen wir uns bei dir, für die Wortwahl und den Inhalt.
Hast in deinen Texten ja auch schon erwähnt, dass es viele gibt dort draußen die einfach zu viel mit sich beschäftigt sind und wo sie in der Gesellschaft stehen, alles andere vergessen und ehrlich gesagt, dachten wir schlussfolgernd von dem einen Text jetzt genauso über dich, haben schlicht und einfach verallgemeinert und haben dies dann doch ein wenig vorsichtig aber doch bestimmend formuliert. War falsch, manchmal gehen einem doch die Pferde durch, so spielt das leben.

Sorry, nochmal und vergiss den Absatz.

VLG
:-)

Ah, alles gut.

1. Ich hab' wirklich nicht durchgeblickt und es war eine reine Verständnisfrage von mir.

2. Ich bin - abgesehen von wenigen wirklich wunden  Punkten - nicht empfindlich veranlagt. Ich leg' nicht jedes Wort auf die Goldwaage und ein bischen Kontra oder andere Meinungen muss man schon zulassen können, sonst braucht man sich mit anderen Menschen erst gar nicht beschäftigen wollen.

Zudem meine Texte sind echt viel zu lang und das ist für jeden Leser einfach "to much". Da ist Weniger sicher mehr.

Also in diesem Sinne jetzt ein kurzer Satz:

Viel Spaß mit Deinen Rackern! :-))

GlG

GGG

Na ja, und der Hauptgrund, warum ich hier schreibe, ist einfach  zu verstehen:

Ich hab' jetzt Glück gehabt, dass ich den neuen hypermodernen Traumatherapieplatz bekommen habe (Keiner weiß, wie das weitergeht. Vielleicht nehmen sie ihm mir bald doch wieder weg...).

Und andere haben den nicht, andere haben möglicherweise gar nix, sind allein. Ich kann all denen, die auch was brauchen, leider nicht für sie einen Therapieplatz herzaubern und ich weiß, dass sie leiden.

Was ich tun kann, ist, mein Wissen über Traumatherapie und diese Dinge hier hinschreiben, so dass  andere User das auch mitnehmen können, wenn sie das wollen.

Ich versuche auch, im Real Life was anzustoßen, dass es für Patienten besser wird.

Jeder Mensch kann zum Artz gehen, wenn's ihm schlecht geht. Jeder Verletzte wird versorgt in unserem Land. Bei jedem Unfall kommt der Krankenwagen und der Notarzt. Innerhalb von 11 Minuten müssen die dort sein. Es gibt Ersthelfer. Wenn Du eine Wunde hast, weil Du Dich beispielsweise beim Geschirrwaschen an einem Messer geschnitten hast, kannste zum Notdienst gehen und musst innerhalb von 6 Stunden genäht sein.

Und was kriegen die DIS-Patienten, die Traumapatienten, die Depressiven und alle Anderen:

Wartelisten, Stigma, Diskriminierung, Chronifizierung, Spott, Nachteile in allen denkbaren Lebensbereichen usw....

Das ist ungerecht.

Und ich kann das nicht sehen, dass so viele so allein sind, die gar nicht weiterwissen, oft total verzweifelt, endlos müde, hilflos, ratlos, verzweifelt, keine Idee, wie sie mit dem allem fertig werden sollen.

Ich hab' nicht viel, was ich denjenigen geben kann, nur ein bissl Know-How und das teil' ich gerne mit, wenn's jemand für sich nutzen kann.

Vielleicht kommt die neue Traumatherapie bei mir in Schwung und vielleicht kriege ich recht viele hilfreiche Sachen mit, die ich dann hier auch festpinnen kann, damit andere auch was davon haben. Und wer weiß, vielleicht gibt's in den nächsten Jahren noch viel mehr Traumatherapie-Boom und vielleicht sind hier in zwei Jahren ganz viele, die dann auch sowas schreiben, was ich jetzt geschrieben habe.

Eins muss man klar sagen:
Ich hatte und habe durch viel Glück und Zufall Zugang zu sehr moderer Traumatherapie. Und im Moment seid Ihr hier das einzige Forum, in dem man das lesen oder finden kann. Auch wenn sicher manches von mir jetzt nicht jeden glücklich macht, ist es erst mal ein Plus, was andere Foren nicht haben.

Ich schreib' das hier, weil die Leute hier sehr viel netter und zivilisiert sind, als in anderen Foren. Ich halte das hier für ein sehr gutes Forum und eigentlich das Erste, wo ich sagen würde, dass man da kaputte Menschen hinlassen kann, ohne dass man Angst um sie haben muss, dass sie da geschädigt werden. Hier herrscht ein guter Umgangston, die Leute sind einfühlsam. Davon können die in anderen Foren nur träumen.

:-)
Hallo GGG

Seit dem Du in unserem Forum bist, lese ich Deine Beiträge sehr aufmerksam, Du schreibst schon recht lange Beiträge und es sind sehr viele Informationen in Deinen Beiträgen zu finden und man weiß beim antworten gar nicht so leicht, wo man da anfangen soll, worauf man eingehen könnte und sollte. Für mich ist es so, dass wenn ich auf einem Beitrag antworte, dass ich dann auch auf alles eingehe, was in einem Beitrag geschrieben wurde, das ist bei dem Umfang an Informationen in Deinen Beiträgen gar nicht so leicht, ich bin durch die vielen Informationen schon recht überfordert. Ich empfinde es aber trotzdem nicht als Nachteil, dass Deine Beiträge so lang sind, dass was Du da schreibst, enthält viele wichtige Informationen, die für viele Menschen sehr hilfreich sein werden. Ich selbst, mache mir viele Gedanken über das was Du geschrieben hast, ich denke jetzt ganz anders, über das finden eines guten Therapieplatzes und Therapeuten. Ich habe Angst davor, dass ich wieder an jemand gerate, der nicht fähig ist, jemanden mit DIS angemessen zu therapieren, ich weiß jetzt aber, worauf man achten muss, bei der Suche nach einem Therapeuten. Es ist nicht einfach, aber da muss man wohl leider mit klar kommen, es wäre falsch, wenn ich wegen solch Rückschläge jetzt aufhöre, mir eine Therapie zu suchen. 

Ich frage mich auch, ob ich das, was in der Therapie auf mich zu kommen wird, auch aushalten kann, ob ich wirklich dazu bereit bin mich den traumatischen verdrängten Erinnerungen zu stellen, ich weiß, dass da einiges verdrängt ist, ich weiß nur wenig darüber, was passiert ist, aber dass, was ich weiß, belastet mich schon jetzt sehr, wie soll ich dann mit schlimmeren Erinnerungen klarkommen können, ohne dem wird es wohl nicht gehen, das ist mir schon klar, da habe ich wirklich Angst vor.
Als ich vor einigen Jahren wegen DIS in einer Klinik war, erhoffte ich mir Hilfe, doch der Therapeut, den ich hatte, hatte noch nie mit einem Patienten mit DIS zu tun gehabt, das sagte er mir sogar. Dass was dann in den Gesprächen passierte, war eine Art abarbeiten von einer Liste. Ich hatte selbst bei Psychologen auf der Website viel darüber gelesen, was für eine Therapie bei Menschen mit DIS nötig ist, wie das ablaufen sollte usw.
Dieser Therapeut hat das dann einfach im Turbogang abarbeiten wollen, die ersten zwei Monate jeweils eine halbe Stunde Gespräche, das empfand ich als zu wenig, ich brauchte eine gewisse Zeit um mich ihm mehr zu öffnen, und wenn ich das konnte, war die halbe Stunde zu Ende. Anfangs war es so, dass ich immer weinend das Zimmer verlassen habe, wenn die Zeit zu Ende war, im letzten Monat hatte ich dann eine ganze Stunde Gespräche, aber brachte mir dann auch nichts mehr.

Eine Woche vorher hat er mir dann erklärt, dass er mit Integration anfangen möchte.

"Ich frage mich, was soll das, Integration kommt doch erst nach Jahren Therapie infrage und nicht nach einigen Stunden."

Außerdem hat er mich immer sehr damit bedrängt, dass ich einen anderen Anteil vorlassen soll, ich kann das nicht auf Kommando, von jetzt auf gleich und schon gar nicht vor einen Fremden den wir noch nicht lange kennen und nicht so vertrauen können.

Dass was er uns dann erklärte, hat bei allen Anteilen großes Chaos angerichtet, zu viele Stimmen gleichzeitig, sie warfen mir vor, dass sie jetzt wohl nicht mehr gut genug sind, um da zu sein, dass sie ihren Dienst getan haben und jetzt gehen können. Ich kann die Reaktion meiner Anteile gut verstehen, das fühlte sich für sie an, als würde man sie jetzt beseitigen wollen, dass sie jetzt nicht mehr gebraucht werden und nur noch lästig sind und gehen sollen.
Ihre Stimmung übertrug sich sehr stark auf mich und ich kam selbst kaum noch klar, da war ein Punkt erreicht, wo ein anderer Anteil vorkommen wollte, doch da habe ich mich gegen gewehrt und es verhindert, vielleicht wäre es besser gewesen, es zu zulassen.

Ich erklärte dem Therapeuten dann, wie die anderen Anteile gerade auf das was er sagte reagieren und ich erklärte ihm dann auch, das Integration für uns erst mal nicht infrage kommt. Von diesem Moment an haben die Gespräche mit ihm nicht mehr das Geringste gebracht, auch kein weinen mehr am Ende des Gesprächs. Am Ende ist nur noch Angst vor Therapie übrig geblieben. Hmm



Zitat:GGG: Jeder Mensch kann zum Arzt gehen, wenn's ihm schlecht geht. Jeder Verletzte wird versorgt in unserem Land. Bei jedem Unfall kommt der Krankenwagen und der Notarzt. Innerhalb von 11 Minuten müssen die dort sein. Es gibt Ersthelfer. Wenn Du eine Wunde hast, weil Du Dich beispielsweise beim Geschirrwaschen an einem Messer geschnitten hast, kannste zum Notdienst gehen und musst innerhalb von 6 Stunden genäht sein. 

Und was kriegen die DIS-Patienten, die Traumapatienten, die Depressiven und alle Anderen:
Wartelisten, Stigma, Diskriminierung, Chronifizierung, Spott, Nachteile in allen denkbaren Lebensbereichen usw....
Das ist ungerecht. 

Das, was Du da geschrieben hattest, waren gestern auch meine Gedanken, während ich einen Deiner Beiträge gelesen hatte. Ich frage mich, ob es wirklich so sein muss, dass man lange Wartezeiten aushalten, muss, ob es nicht auch anders gehen würde. Für alle möglichen körperlichen Krankheiten gibt es ausreichend ärztliche Versorgung, in der Stadt in der ich wohne, gibt es 12 Krankenhäuser und 7 Privatkliniken und unzählige Arztpraxen, aber wenn es um die Versorgung von psychisch kranken geht, ist das Angebot an Therapeuten nicht gerade groß. Besonders dann nicht, wenn es um schwer traumatisierte Menschen geht, da muss man dann sogar dazu bereit sein sich einen Therapeuten in anderen Städten zu suchen, die auch alle schon überrannt sind, kein Wunder, wenn man da dann lange Wartezeiten hat.

Ich habe den Eindruck, dass das Leiden von psychisch kranken Menschen als zumutbar und ertragbar gehalten wird, das es für solche Menschen kein Problem sein sollte, das sie nicht behandelt werden können, oder nicht die Therapie bekommen können, die sie benötigen, immerhin haben sie es ja schon jahrelang aushalten können, da können sie ja noch locker länger aushalten.

Ich bin der Meinung, dass man auch psychisch kranken Menschen eine angemessene Behandlung bieten sollte, genau so, wie man es für körperlich kranke Menschen macht. Ich frage mich da auch, ob es denn überhaupt möglich wäre, die Versorgung für psychisch kranke Menschen ausreichend sicherzustellen. Vielleicht ist es aber auch gar nicht möglich, weil es viel zu wenig Therapeuten gibt, zu wenig Kliniken und noch weniger Kliniken, die auch bei DIS, eine Therapie bieten können, die man dringend benötigt.

Ich finde es auch voll daneben, wenn man jemanden mit DIS für Monate in eine Klinik steckt, um DIS zu therapieren, wo Therapeuten, die DIS nicht mal im Ansatz ausreichend verstehen können und dann therapieren wollen. Hauptsache jemand war in einer Klinik, ob sie/er dort richtig therapiert wurden, scheint vollkommen egal zu sein, Hauptsache irgendeine Art von Therapie und anschließend hat man dann wieder zu funktionieren, denn man hatte ja Therapie und dann hat es ihr oder ihm ja besser zu gehen und kann wieder für einige Zeit sich selbst überlassen werden.


Zitat:GGG: Ich schreib' das hier, weil die Leute hier sehr viel netter und zivilisiert sind, als in anderen Foren. Ich halte das hier für ein sehr gutes Forum und eigentlich das Erste, wo ich sagen würde, dass man da kaputte Menschen hin lassen kann, ohne dass man Angst um sie haben muss, dass sie da geschädigt werden. Hier herrscht ein guter Umgangston, die Leute sind einfühlsam. Davon können die in anderen Foren nur träumen.


Für mich ist es auch sehr wichtig, dass es in unserem Forum so zivilisiert abläuft und die User einen netten Umgangston benutzen. Ich habe in anderen Foren auch schon oft erleben müssen, wie es da chaotisch abläuft, dass dort nicht eingegriffen wird, wenn User sich daneben benehmen oder sogar andere mobben usw. Ich habe in unserem Forum auch schon User gehabt, die sich da fürchterlich benommen haben und einen nicht gerade guten Umgangston hatten, wir haben dann versucht dass zu unterbinden, und als dass nicht befolgt wurde, wurde der betreffende User nach mehrfachen ermahnen auch aus dem Forum entfernt. Auch wenn ich so etwas nicht gerne mache, wenn es nötig ist, muss es eben sein, nur so kann ich sicherstellen, dass hier im Forum nicht alles so wie in einigen anderen Foren abläuft. Ich mochte das die User sich hier wohl und sicher fühlen können.

Wichtig ist es mir ganz besonders, das ich Menschen mit einer DIS, ein Ort geben kann, an dem sie Beachtung und Hilfe finden und nicht nur weit am Rand irgendwo im Forum verloren gehen. Früher habe ich in anderen Foren auch versucht Hilfe zu finden, doch dort wurden dann nur sehr selten von DIS betroffenen Users Beiträge geschrieben, oft viele Monate lang gar nichts.
Darum habe ich angefangen ein Forum zu betreiben, in dem es ganz anders ablaufen soll als in anderen Foren, bei uns ist es auch sehr erwünscht, das die anderen Anteile einer Person zu Wort kommen dürfen, egal ob im Forum, Chat oder Teamspeak, sie sollten und dürfen nicht ausgeschlossen werden. Leider habe ich genau das sogar in Foren für Menschen mit DIS erleben müssen, das finde ich voll daneben.

Ich freue mich sehr über Deinen Lob, danke das Du das hier in denen Beitrag erwähnt hast, es tat sehr gut das zu lesen, Deine Worte haben mich sehr gefreut.
[Bild: Seelenwanderer-2-04.png]
Zitat:Dass was er uns dann erklärte, hat bei allen Anteilen großes Chaos angerichtet, zu viele Stimmen gleichzeitig, sie warfen mir vor, dass sie jetzt wohl nicht mehr gut genug sind, um da zu sein, dass sie ihren Dienst getan haben und jetzt gehen können. Ich kann die Reaktion meiner Anteile gut verstehen, das fühlte sich für sie an, als würde man sie jetzt beseitigen wollen, dass sie jetzt nicht mehr gebraucht werden und nur noch lästig sind und gehen sollen.
Ihre Stimmung übertrug sich sehr stark auf mich und ich kam selbst kaum noch klar, da war ein Punkt erreicht, wo ein anderer Anteil vorkommen wollte, doch da habe ich mich gegen gewehrt und es verhindert, vielleicht wäre es besser gewesen, es zu zulassen.

Ich erklärte dem Therapeuten dann, wie die anderen Anteile gerade auf das was er sagte reagieren und ich erklärte ihm dann auch, das Integration für uns erst mal nicht infrage kommt. Von diesem Moment an haben die Gespräche mit ihm nicht mehr das Geringste gebracht, auch kein weinen mehr am Ende des Gesprächs. Am Ende ist nur noch Angst vor Therapie übrig geblieben. Hmm

Bin froh zu hören dass ich nicht der einzige Mensch bin mit Anteilen die einen eigenen Selbsterhaltungstrieb haben. Mit Therapeuten die irgendwas in die Richtung wollen lassen wir uns gar nicht erst ein. Aber es gibt ja inzwischen auch Therapierichtungen die das nicht so in den Vordergrund stellen oder gar nicht anstreben.
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Mit Therapeuten deren Ziel es ist uns zu vernichten machen wir jedenfalls keine Therapie, wir sind doch nicht bescheuert. Bzw. soviel Selbsthass haben wir nun auch wieder nicht. Und außerdem, ich sag immer: Etwas das durch Vernichtungsabsichten überhaupt erst entstanden ist, kann man nicht mit Vernichtungsabsichten bekämpfen, im Gegenteil, es wird immer nur noch stärker davon.
Desweiteren ist es schon sehr kurios jemanden Verschmelzung = Auslöschung als "Heilung" zu verkaufen. Für wie bescheuert halten die uns. Offensichtlich für sehr bescheuert. Aber sollen sie mal. Bzw. schon klar, wenn ich jemanden erschlage dann hab ich ihn natürlich auch "erlöst von seinem Leiden", so kann man es natürlich auch sehen. Und das ist ja auch so viel einfacher als ihn wirklich zu heilen.

Was Heilung ist und was Gesundheit liegt im Auge des Betrachters und hängt immer von dem ab was zeitgeschichtlich und gesellschaftlich gerade als "normal bzw. gesund" angsehen wird. Und das dürfte in 100 Jahren schon wieder ganz anders aussehen, genau wie es auch vor 100 Jahren auch ganz anders ausgesehen hat. Ich kann daher jedem nur raten, bildet euch eure eigene Meinung und Vorstellung von Gesundheit und hört nicht auf das was andere meinen was gesund wäre oder was grade aktuell als gesund angesehen wird.
Ich habe heute leider keine Zeit, um hier vernünftig zu antworten. Und ich denke, es braucht eine ausführliche Antwort, denn es ist schon etwas komplizierter.

Bevor da jetzt viel Unruhe losgetreten werden und viele Ängste, ist es vielleicht besser, hier mal noch auf genauere Info zu warten.

Was ich vorneweg nehmen möchte, ist, dass auch ich noch manches nicht weiß und hoffe, dass ich in der nächsten Zeit, in den nächsten Monaten da an Detailwissen komme. Versuchen werde ich es jedenfalls.

Ich kann vielleicht noch etwas Licht ins Dunkel hier bringen.

Was ich verstehen kann, ist, dass Anteile gleich schnell Angst kriegen, dass sie abgelehnt werden, dass man sie nicht will, dass man sie angreift und  mit dem Tod bedroht. Ich glaube, ganz so ist das von den Therapeuten, die Integration anbieten (ich rede nicht von denen, die  unbedingt durchsetzen wollen) nicht. Aber Menschen, die von soviel Negativem überschüttet wurden, wie es bei DIS-Patienten der Fall ist, sind eben auch oft schon abgelehnt worden, wurden angegriffen, wurden für lebensunwert erklärt, wurden  bedroht, wurden fast getötet.

Das alles, was mit Integration zu tun hat, ist nicht nur eine reale Geschichte, was man in Therapie tun kann, sondern es ich auch auf der Ebene der Trigger ganz massiv.

Mich wundert's überhaupt nicht, dass da im Gehirn alle gleichzeitig loschimpfen und Innen der Sturm losgeht. Das ist vorprogrammiert und ein guter Traumatherapeut wird da nicht lospoltern, sondern geht mit seinem Patienten, seiner Patientin langsam Schritt für Schritt und nur wenn die Anteile einverstanden sind, kann man sie integrieren.

Ich glaube nicht, dass es bei dem Thema Integration um irgendwelche gesellschaftlichen oder moralischen Werte geht. Es geht auch nicht um eine Vorstellung, was die Norm ist oder sein sollte, wie's etwa bei Homosexualität war oder bei Transmenschen, wo man etwas Normales, was zwar seltener ist, aber doch normal und gesund ist, als Krankheit hingestellt hat und versucht hat, wegzutherapieren, was letztlich schief gehen musste, denn diese Menschen sind nicht krank. Sie haben eine besondere Lebenssituation und seltener vorkommende Varianten von etwas Normalem. Krank und behandlungsbedürfig in dem Sinne sind sie nicht.

Und das ist bei der DIS schon anderes. Aber ich weiß, es löst viele Ängste aus, sich damit zu befassen, aber man muss da mehr wissen, um das alles besser zu verstehen.

GlG

GGG
Zitat:Es geht auch nicht um eine Vorstellung, was die Norm ist oder sein sollte, wie's etwa bei Homosexualität war oder bei Transmenschen, .... denn diese Menschen sind nicht krank. Sie haben eine besondere Lebenssituation und seltener vorkommende Varianten von etwas Normalem. Krank und behandlungsbedürftig in dem Sinne sind sie nicht.


Und das ist bei der DIS schon anderes. Aber ich weiß, es löst viele Ängste aus, sich damit zu befassen, aber man muss da mehr wissen, um das alles besser zu verstehen.

Also kurz auf deinen letzten Absatz zu kommen, aber fühlst du dich und die deinen durch jenen Umstand der einst entstanden ist in irgendeiner Art und Weise als KRANK, also im Sinne von einem physischem Leiden mal in Relation gesetzt. Und wie sieht es mit deiner "Rackern" aus. Sind sie auch der gleichen Meinung?


(Hab von deinem Tinnitus gelesen und dass dieser immer schlimmer wurde, während du physisch Krank warst und dich auch somit weniger um die Racker, kümmern konntest...)
 
Wir kennen die Umstände nicht wie es zu eurer Aufspaltung kam, aber Wir wurden mit der Zeit immer mehr und mussten einen Weg finden damit zu recht zu finden und auch wenn es viel Abneigung und Flucht kam. Doch wir haben für uns gefunden, dass es nur zusammen funktionieren kann. Zusammen aber nur in der Form, dass jeder für sich bleibt und Integration nur ein besseres Miteinander und Füreinander darstellt.
Und keiner hier drinnen im Körper, sieht sich oder den Umstand des Viele-sein als Krank an. Anders eben. Und ganz und gar nicht als Behandlungsbedürftig wie in deinem Sinne und in Hinsicht auf Integration. Und wie du schon sagst, es löst viele Ängste aus…
 
Was sagen die Anderen in dir dazu?

VG
Hi :-),

ich bin mal kurz am PC, kann auch jetzt nur mal kurz was vorab posten:

Also erst mal..... Kein Anteil hier braucht sich fürchten oder muss Angst haben. Niemand kann Euch zur Integration zwingen oder dass man die Anteile da gewaltsam quasi aus dem Kopf vertreibt. Das ist auch das, was heute in der DIS-Therapie immer mehr zum Konsens wird, dass das die Entscheidung der Patienten bzw. der Systeme im Patienten ist. Dann gibt's da noch so ein paar Therapierichtungen, die haben eine etwas andere Auffassung dazu, aber genau deshalb ist so ein Forum gut, dass man mal aufklären kann, was denn da so alles im  Angebot ist.

Krank ist man mit DIS. Das kann man sicher so sagen, auch wenn sich vielleicht der  betroffene Mensch bzw. seine Anteile nicht als krank empfinden.

Auf der anderen Seite ist es eben dieses gewachsene  System in einem, das nun mal eine mögliche Form von Selbstorganisation darstellt. Es ist sehr unterschiedlich, es gibt Menschen, die haben DIS, die nehmen nur die Falshs und die Folgeprobleme wahr, wie die Depri, die Angst. Die sagen: "Ich will das alles bloß los sein. Mich stört das, mir geht's mieserabel damit, es macht mich und mein Leben kaputt. Machen Sie, dass das weg geht!". Die haben noch gar kein Bewusstsein für ihre Anteile. Da wird ein Therapeut ein anderes Vorgehen wählen als bei einer Patientin, wo das System voll da ist und wo sich bei ihr Bewusstsein für die anderen gebildet haben und wo die Anteile ein eigenes Bewusstsein für sich selbst entwickelt haben.

Da ist viel passiert, in diesem Leben, in diesem Gehirn. Früher dachte man, einfach alles reparieren, umbauen und zurückbauen und so machen, wie es im Gehirn, in der Psyche ausgesehen hätte, wenn es diese Veränderungen durch die Traumata nicht gegeben hätte. Heute sieht man, dass Anteile z.T. Bewusstsein haben und dass es nicht so einfach geht, gegen  Anteile Therapie zu machen. Z.B. die Schematherapie hat das gut erkannt und umgesetzt. Die arbeiten bisher da nur mit inneren Kindern, nicht mit Anteilen an sich, aber es zeigt, worum es geht und dass das funktioniert.

Da wird's noch viele Diskussionen in Foren und in der Therapielandschaft geben, was denn nun der Königsweg ist. Es gibt gute Gründe für Integration und es gibt Argumente, warum es manche nicht wünschen und nicht können. Die muss man ernst nehmen.

Das war längst nicht alles, was es dazu gibt, aber heute hab'  ich keine Power mehr für  'ne sehr aufgefeilte Antwort.

Was meine Anteile sagen:

Sie überlegen auch und wir werden uns aber, wenn möglich, wohl für Integration entscheiden, sofern wir 'ne Chance dazu kriegen. Aber auch wir werden vorab versuchen, zu erfragen, wie es denn so damit steht, was dann aus den Anteilen wird. Aber ganz ehrlich muss ich sagen: Ich will da vorher noch viel rauskriegen, was im Gehirn passieren wird, wenn man es macht, wie es das Bewusstsein verändert und wie die Persönlichkeit danach aussehen wird/kann.

Ich persönlich bin mir gar nicht sicher, ob Anteile tatsächlich verschwinden, wenn integriert wird, sondern ich glaube, dass die sich nur verändern werden, aber in der Gesamtpersönlichkeit, die dann entsteht, noch immer eine Präsenz haben werden. Auch dadurch, dass man sie lange in sich hatte, haben wir immer eine Erinnerung an diese Zeit und diese Anteile und ich persönlich denke, dass man das nie mehr ganz verliert, sondern in veränderter Form in uns doch bleibt, allerdings gemäßigt und mit viel mehr Kontrolle.

Aber dazu muss ich erst selbst noch weiter recherchieren.

Leider haben mein alter Thera und ich uns grausamst zerstritten, weswegen ich ihn diese Dinge nicht mehr fragen kann. Er kannte sich super mit allem aus und hätte das gut beantworten können. Leider war im Streiten wichtiger am Ende, als mir zu helfen und so kann ich hier im Moment leider nicht mehr schreiben, was da alles passiert und passieren kann, obwohl ich es gerne täte, um auch anderen einfach  Sicherheiten mitzugeben, die ihnen mehr Kontrolle ermöglichen.

DIS macht viel Angst und Wissen über DIS ist oft Macht, für sich selbst  gut zu sorgen. Deshalb ist es gut, wenn man soviel, wie möglich, darüber rauskriegt und weiß.

Außerdem:
Innere Anteile und innere Kinder sind im Gehirn sehr stark und mächtig. Man kann sie nicht einfach wegschieben, sonst zeigen sie einem, wo der Hammer hängt. Das haben schon viele Therapeuten gestresst einsehen müssen. Erstes Ziel wäre Co-Bewusstsein, im Team klarkommen, miteinander  auskommen in einem Körper und ein gutes Leben hinzukriegen. Das ist die Pflicht und alles  Andere, was drüber raus geht, ist die Kür. Wenn man es will und wenn es geht.

Keiner muss heute wissen, wie sein ganzes Leben geht und keiner muss heute solche Entscheidungen über's Knie treffen. Lasst Euch Zeit, setzt Euch nicht unter Druck und lasst die Dinge auf Euch zukommen. In der DIS-Therapie wird's noch oft mal da oder dort lang Trends geben. Man darf sich davon nicht irre machen lassen.

Von daher: Macht's Euch gemütlich in der Vorweihnachtszeit und sorgt gut für Euch, egal, wie es innen konzipiert ist.

:-)


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