Schaf
Ich will doch eigentlich Leben
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Trigger Ich will doch eigentlich Leben
Liebes Silberherz,

ich kann Dir dazu nur sagen:

Es ist nichts in Stein gemeiselt und für die Ewigkeit fest.

Alles, was Du schriebst, könnte genauso von mir sein. Hab' ich auch so erlebt. Und ja, der Großteil von Therapeuten rennt schreiend weg, wenn man nicht die kleine ängstliche, unsichere Patientin ist, die rumdruckst und kaum ein Wort rausbringt.

Und ja, nach so vielen weiteren Schlägen und Ohrfeigen und Unsympathen haben DIS-Menschen mit ihren Kindern und Anteilen dann auch mal genug. Dann ist man wirklich zu fertig und zu erschöpft, um wieder da loszurennen, rumzutelefonieren und sich abwatschen zu lassen. Dann ist es wirklich besser, es ruhen zu lassen.

Innere Anteile und Kinder haben Angst, dass sie als Monster hingestellt werden und so behandelt werden. Das passiert leider immer noch dauernd. Das kommt besonders gerne bei BL vor. Da hat man auch ein Bild von den Patienten gezeichnet, dass alle sie fürchten. Dann redet man heute mal mit Fachleuten, die Borderliner behandeln und die erzählen Dir was ganz Anderes. Nur anfangs sind diese Patienten schwieriger, später, wenn die therapeutische Beziehung steht, sind Borderliner sogar besonders nett und einfach in der Therapie zu behandeln, weitaus einfacher und weniger anstrengend als andere Patientengruppen. Aber wer sich nicht auskennt, glaubt halt das Märchen vom schrecklichen Borderliner. Mit DIS ist's noch schlimmer.

Ich kann Euch nur sagen, trotzdem nicht komplett aufgeben. Die Zeit arbeitet für Euch, das wird besser für Traumapatienten, auch wenn's langsam geht. Und die ganzen Selbsthilfe-Dinge, die ich hier bis zum Erbrechen wiederhole sind einfach Pflicht. Auch wenn heute kein Profi Euch hilft, könnt Ihr schon mit der Arbeit an Eurem traumatisierten Gehirn anfangen und zwar so, dass es nicht schadet.

Ich hab' den Großteil meiner Traumatherapie mit Telefon-Therapie und Mails damals gemacht, denn der Therapeut war weit weg. Erst als man dann in die Aufarbeitung gehen wollte, war ich dann stationär in der Klinik. Das ging nicht mehr fernmündlich. Sowas ist natürlich die totale Ausnahme und hab' ich nur durch Zufall und viel Glück gekriegt. Das machen Therapeuten auch nur selten und wenn, dann nur, wenn jemand kurz vorm Suizid steht. Er holte mich anfangs nicht in die Klinik, weil er gemeint hätte, dass das für mich zuviel wäre und für seine anderen Patienen auch. Da lässt man das, damit es auf Station nich eskaliert.

Aber es ist letzlich auch viel Glück dabei, dass man mal so jemanden für sich begeistern kann. Man muss aber halt wenigstens hier und da mal nachfragen. Wenn man keine Türchen sucht und anklopft, dann kann keine aufgehen. Dass es von 200 Versuchen 200 mal schief geht und nur vielleicht beim 201. mal hinhaut, ist für viele Traumatherapeuten die typische Erfahrung.

Wenn man erst mal bei den richtigen Leuten gelandet ist, behandeln die einen auch ganz anders. Diese Gespräche werden anders ablaufen und dann wird's nicht schwer sein, anzudocken.

Und wenn man merkt, dass man nicht andocken kann, dann weil das Gegenüber wohl das falsche ist und da ist es besser, sich da nicht reinzubegeben.

Wichtig ist halt, wenn kein Therapeut hilft, sich möglichst viel zu suchen, wie man trotzdem klarkommt. Wo kann man sonst noch Stütze und Infos kriegen, wo kann man sonst was lernen, wenn fragen, wie man besser zurecht kommt. Medikamente nehmen, berufliche Reha, sonst was.

Und ja, also Telefonseelsorge und so'n allgemeines Zeug geht fast nicht. Dann lieber Fachbücher für Traumatherapie und Skills. Alles kann man aber nicht selbst machen. Deshalb: Brecht nix über's Knie. Wenn es halt heute keinen passenden Traumatherapeuten gibt, dann vielleicht in 2 Jahren. Das wechselt ja auch, es kommen neue, es werden mal da und dort neue Angebote geschaffen, man kriegt vielleicht eine Adresse mit oder man zieht mal um, kann weiter weg suchen. Beste Adresse für gute Traumatherapeuten sind immer noch die Kliniken, auch wenn eine vielleicht 500 km weit weg ist. Wenn Du es schaffst, bei einer stationären Therapie einen Therapeuten für Dich zu gewinnen, hilft er Dir vielleicht später ambulant weiter.  Das kommt nicht oft vor, aber wenn man irgendwo der Liebling wird, dann kriegt man Extras, die nicht jeder kriegt. Das ist nicht planbar und es tut irre weh, wenn man überall abprallt, denn es geht einem schlecht, man ist verzweifelt, es soll besser werden, selbst weiß man schon nicht weiter und wird noch blöde angemacht und überall vergrault, statt dass die helfen. Klar, das hält kein Mensch aus und dementsprechend verbittert sind dann alle in einem und man weiß oft nicht weiter, geht dann mühevoll allein wieder weiter. Es ist übel, deshalb versuche ich ja, mittlerweile auch mehr zu schaffen als nur für mich einen Platz zu haben, sondern zu versuchen, dass diese Erkrankungen besser anerkannt werden.

Aber wenn's halt nicht mehr geht, zu suchen, dann zieht Euch zurück, leckt Eure Wunden und wartet, bis es wirklich auch möglich ist, mit etwas mehr Stabilität zu suchen. Mit der Zeit wird man auch erfahrener und lernt, mit blöden Therapeuten schneller abzuschließen und das nicht mehr so an sich ran zu lassen.

Ich weiß auch noch nicht, wie's mit meiner neuen Therapie wird. Ich bin jedenfalls froh, dass es hypermodern ist und wenn ich gute Sachen mitkriege, dann schreib' ich die in Foren. Nicht, damit andere verletzt werden, drauf gestoßen werden, was ihnen im Moment abgeht, sondern dass sie auch davon profitieren können. Lieber aus zweiter Hand was mitkriegen, als gar nix mitkriegen. Und auf die Nase fallen kann man immer. Je kränker, desto wahrscheinlicher ist es sogar, dass 'ne Traumatherapie nur eine Weile mit einem Therapeuten klappt. Bei mir hält keiner länger als 5 Jahre durch, dann sind sie platt und gehen mich. Ich glaube, für die schweren Fälle braucht man oft mehrere Therapeuten und Therapien über Jahrzehnte hinweg und Trennungen und all so ein Kram ist eher die Regel als dass es komplett  durchläuft.

Auf alle Fälle  passiert in der Medizin da sehr viel, kein Vergleich dazu, wie es früher war. Aber es ist halt immer noch viel, viel zu wenig.

Das Schöne an der Traumatherapie ist aber, dass es ganz viele Bausteine gibt, die helfen, die jeder ganz allein zu Hause praktizieren kann und die unschädlich sind. Dh, wirklich komplett ausgeliefert an die Krankheit ist keiner, auch wenn es sich genau so anfühlt.

ich kann nur jedem raten: Kauft Euch ein Laufband, ein gutes und bewegt Euch sehr viel,  Am besten leichtes Joggen, wer das nicht kann, sollte walken.

Oder Ergo-Wahrnehmung trainieren, das kann auch jeder alleine machen. Das erkläre ich mal noch, wie das geht. Muss jetzt mal mein Zeug erledigen.



GlG

GGG


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Ich will doch eigentlich Leben - von Schaf - 03.12.2018, 18:08
RE: Ich will doch eigentlich Leben - von jOANA - 03.12.2018, 19:27
RE: Ich will doch eigentlich Leben - von Schaf - 03.12.2018, 19:35
RE: Ich will doch eigentlich Leben - von jOANA - 03.12.2018, 19:40
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RE: Ich will doch eigentlich Leben - von GGG - 05.12.2018, 17:11
RE: Ich will doch eigentlich Leben - von GGG - 06.12.2018, 12:46
RE: Ich will doch eigentlich Leben - von GGG - 07.12.2018, 12:25

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