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Innere Kinder u. Anteile - Sie waren schon lange vor Therapie da
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Innere Kinder u. Anteile - Sie waren schon lange vor Therapie da
Ja, ja, wenn man nach über 4 Jahren wieder mit Traumatherapie konfrontiert wird, da wackelt das Hirn. Hab' mich lange mit nix davon beschäftigt, denn es gab eh keine Aussicht, eine neue Traumatherapie zu kriegen. Dann geht's plötzlich weiter.

Innere Kinder, oh, das ist ein heißes Eisen...

Ich kann gar nicht wirklich aushalten, zu lesen, wenn andere User irgendwo was drüber schreiben..... Wie sollen es die Patienten wissen, was das wirklich ist, wenn's kaum ein Therapeut wirklich weiß??

Heute schrieb eine Userin irgendwo:

"Dein inneres Kind ist nicht real, es ist ein Bild in Deiner Vorstellung oder Fantasie...". Nee, genau das ist nicht so. Die sind keine Fantasien und sie sind real. Sie haben ja sogar einen Körper, nur stecken sie in dem eben nicht allleine drin, sondern mit dem Rest der zerteilten Persönlichkeit....

:-(

Von wegen Borderline und  Stimmungschwankungen, wie es die DBT nennt. Neee, das sind meistens eben schon Ego-States, innere Kinder. Die Schwankungen sind Switchen, Wechsel von Persönlichkeitsanteilen mit mehr oder weniger Co-Bewusstsein, mit wenig oder mehr oder gar keiner Steuerfähigkeit der biologischen Hauptperson.

Es war immer da, nur wenn man sich nicht auskennt, dann denkt man, das ist alles Ich. Dass es viele verschiedene Ichs gab, jüngere, älter, traurige, wütende, ängstliche, kämpferisch hielt ich für Flexibilität. Es war mir nicht klar, dass da was im Gehirn getrennt läuft, was bei anderen Menschen alles schön zusammen ist.

Die Flashs, seit jüngster Kindheit hatte ich die, die Heulkrämpfe, das im Keller allein hocken auf den Sprudelkisten und mir ausmalen, wie es ist, wenn ich mich umbringen würde. Keiner durfte was merken, dass ich nicht mehr wollte, nicht mehr konnte, ich nur noch wollte, dass alles aufhört. Wie ein Unfall sollte es aussehen, wen sie mich finden, damit meine Mutter kein schlechtes Gewissen haben musste. Es sollte wie ein Unfall aussehen.

Vielleicht ist es bei manchen so, dass innere Kinder sich so anschleichen, mal vorbei gucken. Meine sind nicht so. IdR stellen sich Anteile nicht vor, wenn sie hochkommen, sie kommen einfach, man ist anders als man sonst ist, als man sich kennt, als andere einen kennen. Man sagt immer noch "ich", aber weiß nicht, dass es ein anderes Ich von einem selbst ist, was jetzt übernimmt und die Kontrolle hat. Nein, ich war keine Frau mit breiter Bandbreite und großem Fundus, ich war viele, mehr als ein funktionierender erwachsener Anteil, mindestens 2 sind's. und viele traumatisierte Innenanteile, teils Kinder, teils Teenager, dann noch junge nicht funktionierende Traumaanteile. Viele von 18 bis 27, kann sie nicht auseinanderhalten. Die härteste Diagnose war nach allem anderen DIS ohne Alltagsamnesien. Ja, das gibt's auch  DIS ohne die für DIS bekannten Amnesien und Zeitverluste, trotzdem  DIS, weil sich mehrere ANPs herausgebildet haben.

Früher null Durchblick. Hätte man mir das alles nicht früher sagen und erklären können? Warum lässt man die Leute solange im Dunklen tappen, wenn man es nur erklären müsste und das soviel einfacher machen würde? Profis? Versager!!

Die Stimmen im Kopf, diese ewigen Zweifel, Anklagen, Kritik, Angst, düstere Stimmung, sterben wollen, nicht leben können, die dauernden Sorgen...... Die Dauerdiskussion im Kopf, nicht abschalten können. Die Attacken, die  Heulkrämpfe, dieses elende Schlechtgehen, dieses Runterrauschen, keine Menschen mehr aushalten können.

Heute kenne ich meine inneren Kinder gut. Ich kann mit ihnen umgehen, meistens. Nach außen hin fallen wir kaum noch auf als krank. Dass wir DIS haben, merkt keiner, nicht mal Traumatherapeuten, nur die Supercracks blicken es schnell, dass da Kinder reden und andere. Mein Ex-Thera hat am Anfang mal geschimpft: "Ich rede hier nur mit Kindern!?! Ist denn die Erwachsene gar nicht mehr da??!?? Kann die mal kommen?? ". Ich wusste nicht, was er will und hab' gesagt: "Ich kapier's nicht, was wollen Sie von mir?".

innere Kinder, wie man die spürt?

Vor lauter Schmerzen winden in alle Richtungen, kein Auge zu machen, weil es im Kopf heult und schreit und man Magenkrämpfe hat, einem schlecht vor Angst hat. Wenn einem nach einem Tag Wein- und Schreikrämpfen die Zähne anfangen zu klappern. An den dissoziativen Krampfanfällen, an den Fressanfällen und den Hungerphasen, daran, dass der Kopf immer müde ist und man sich nicht konzentrieren kann, sich nix merken kann, dass man an nix Interesse hat, weil alles zu schwer ist und man es nicht vergessen kann. Man merkt Trauma auch daran, dass man in Gesprächen von früher hängen bleibt und mit Leuten redet, die vor jahren mit einem irgendwie  gestritten hat und man mit denen jetzt redet, obwohl die nicht da sind. Das haben mir zwei Traumatherapeuten unabhängig voneinander gesagt, dass ich in Gesprächen abrutsche in die Vergangenheit und mit Leuten rede, die gar nicht da sind. Man sieht's als guter Traumatherapeut von außen an der Körperhaltung und an der Mimik im Gesicht, am Inhalt der Gedanken und den Gefühlen, die hochkommen, an der Stimme, der Kleidung manchmal usw und so fort... Im fMRT und im EEG und bei extremen Fällen an den Handschriften, an Blutwerten usw....

Die inneren Kinder und inneren Anteile sind absolut real und keine blühende Fantasie. Wenn sie Fantasien wären, wäre es leicht, dann müsste man nur aufhören, sich diese einzubilden. Aber genau das klappt nicht. Du kannst sofort entscheiden, dass Du keine haben willst, aber sie werden nicht deshalb aufhören, zu existieren, sondern mit Dir weiterleben und leiden, solange bis Du Dich passend um sie kümmerst.

Ich find's manchmal echt ein bissl schockierend, wie da so locker lässig über innere Kinder philosophiert wird, ohne dass den Leuten der Ernst der Lage klar wird. Innere Kinder und Anteile sind schwerste Erkrankungen, die einen locker umbringen können.

Ein System, das völlig außer Kontrolle gerät, kann sterben bzw. kann Dinge tun, für die es in die Psychiatrie, evtl. Forensik, kommt oder z.B. im Verkehr Unfälle baut und gleich noch ein paar Menschen mit unglücklich macht.

Ich glaube nicht, dass es 'ne "einfache" DIS gibt oder eine "DIS-light", wo man mal nur Teddybärchen kaufen kann und ein bissl was imaginiert und das war's dann und das klappt dann.

Die Leute, die ich kannte mit DIS und inneren Kindern, die waren alle schwerkrank, mit extremem Leid, Qualen, oft vollgepumpt mit Medis, die doch nicht halfen, schwer depressiv, manche total abgemagert wegen Magersucht, andere mit massivstem Übergewicht oder Bullemie, vernarbten Armen oder mit Sucht. Viele waren weit weg von dem, was man einen normalen Menschen nennen würde, teils fast wahnhaft, vertrauen konnten sie niemandem mehr, mit massiven Selbstabwertungen, kränkbar und verstört wie Kleinkinder.

Innere-Kind-Arbeit ist das Eine.
Arbeiten mit traumatisierten inneren Kind-Anteilen ist die Hölle, denn ganz lange hört man nur ihre Schreie, ihr Weinen, sie toben, man hat keine Kontrolle, sie haben Kontrolle über den Körper, aber über sonst nix.

So feindseelig wie manche innere Kinder sind, gegen ihre Umwelt und diese extreme Abhängigkeit und Anhänglichkeit, wenn sie dann jemanden finden, wo sie sich wohl fühlen.....

Jahre des Lebens, manchmal das ganze Leben leidet man unter dieser Rasselbande. Erst, wenn's dann mal intern funktioniert, man sich kennt, sie sich an einen gewöhnt haben, wo man sie auch llieb hat, ab da wird's besser, wenn auch nicht gut. Und wenn man sie dann aufgepäppelt hat, dann soll man Traumaaufarbeitung machen und sie integrieren, wodurch sie verschwinden werden. Und das will man dann eigentlich auch nicht mehr. Aber dann bleibt man immer ein kranker Mensch und wird oft dadurch behindert werden, dass man keine einheitliche Seele hat, sondern viele Seelen in sich, auch kleine, die nicht aushalten, was ein gesunder, integrierter Erwachsener ab kann. Wenn man die Kindanteile behalten will, behält man auch einen Teil ihrer Verletzliichkeit und bleibt vulnerabler als andere.

Was ist, wenn man alt ist, dann braucht man seine Kraft für sich allein und kann nicht für die Kinder mehr da sein. Was ist, wenn man krank wird, dann muss man in der Krankheit noch die Kinder versorgen. Ich sehe das mit dem Tinnitus. Nicht nur ich hatte den Tinnitus, sondern alle hatten den. Ich konnte meine Kinder nicht mehr versorgen, weil der Tinnitus war im Kopf lauter als unsere Gespräche. Monate lang konnten sie nicht mit mir reden, alles Selbstmanagement, was ich aufgebaut hatte, war im  Eimer. Meditation zum Ausgleich geht für mich auch nicht mehr, Tinnitus zu laut. So und dann?

Ich glaube, es ist einfach zu riskant, sich gegen die Integration zu entscheiden, denn selbst wenn das jetzt gut passt, es kann sich ändern.

Daher denke ich, man muss es sich genauer überlegen mit der Entscheidung, ob das für immer so gut ist.

Für mich hat Arbeit mit inneren Kindern nix mit Spaß zu tun. Flauschig wurde das erst nach vielen, vielen Jahren, nach katastophalen Anfängen, wo meine Kinder mit dem Thera gestritten haben,  es gab dauernd deshalb Krach, sie kamen dauernd hoch, er konnte nicht mal mit mir reden, die sind einfach hochgekommen, wollten auch was von ihm haben....Dieses Gebrüll und diese ewigen Forderungen den ganzen Tag im Schädel, wie sie ihre Schmerzen auf mich übertragen haben und die Angst. Ich bin sicher, dass hat mich 10 Jahre Lebenserwartung gekostet, dieser ganze Stress im Körper. 

So war's bei uns.


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Innere Kinder u. Anteile - Sie waren schon lange vor Therapie da - von GGG - 07.12.2018, 01:47

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