GGG
Innere Kinder u. Anteile - Sie waren schon lange vor Therapie da
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Innere Kinder u. Anteile - Sie waren schon lange vor Therapie da
Hallo GGG

Seit dem Du in unserem Forum bist, lese ich Deine Beiträge sehr aufmerksam, Du schreibst schon recht lange Beiträge und es sind sehr viele Informationen in Deinen Beiträgen zu finden und man weiß beim antworten gar nicht so leicht, wo man da anfangen soll, worauf man eingehen könnte und sollte. Für mich ist es so, dass wenn ich auf einem Beitrag antworte, dass ich dann auch auf alles eingehe, was in einem Beitrag geschrieben wurde, das ist bei dem Umfang an Informationen in Deinen Beiträgen gar nicht so leicht, ich bin durch die vielen Informationen schon recht überfordert. Ich empfinde es aber trotzdem nicht als Nachteil, dass Deine Beiträge so lang sind, dass was Du da schreibst, enthält viele wichtige Informationen, die für viele Menschen sehr hilfreich sein werden. Ich selbst, mache mir viele Gedanken über das was Du geschrieben hast, ich denke jetzt ganz anders, über das finden eines guten Therapieplatzes und Therapeuten. Ich habe Angst davor, dass ich wieder an jemand gerate, der nicht fähig ist, jemanden mit DIS angemessen zu therapieren, ich weiß jetzt aber, worauf man achten muss, bei der Suche nach einem Therapeuten. Es ist nicht einfach, aber da muss man wohl leider mit klar kommen, es wäre falsch, wenn ich wegen solch Rückschläge jetzt aufhöre, mir eine Therapie zu suchen. 

Ich frage mich auch, ob ich das, was in der Therapie auf mich zu kommen wird, auch aushalten kann, ob ich wirklich dazu bereit bin mich den traumatischen verdrängten Erinnerungen zu stellen, ich weiß, dass da einiges verdrängt ist, ich weiß nur wenig darüber, was passiert ist, aber dass, was ich weiß, belastet mich schon jetzt sehr, wie soll ich dann mit schlimmeren Erinnerungen klarkommen können, ohne dem wird es wohl nicht gehen, das ist mir schon klar, da habe ich wirklich Angst vor.
Als ich vor einigen Jahren wegen DIS in einer Klinik war, erhoffte ich mir Hilfe, doch der Therapeut, den ich hatte, hatte noch nie mit einem Patienten mit DIS zu tun gehabt, das sagte er mir sogar. Dass was dann in den Gesprächen passierte, war eine Art abarbeiten von einer Liste. Ich hatte selbst bei Psychologen auf der Website viel darüber gelesen, was für eine Therapie bei Menschen mit DIS nötig ist, wie das ablaufen sollte usw.
Dieser Therapeut hat das dann einfach im Turbogang abarbeiten wollen, die ersten zwei Monate jeweils eine halbe Stunde Gespräche, das empfand ich als zu wenig, ich brauchte eine gewisse Zeit um mich ihm mehr zu öffnen, und wenn ich das konnte, war die halbe Stunde zu Ende. Anfangs war es so, dass ich immer weinend das Zimmer verlassen habe, wenn die Zeit zu Ende war, im letzten Monat hatte ich dann eine ganze Stunde Gespräche, aber brachte mir dann auch nichts mehr.

Eine Woche vorher hat er mir dann erklärt, dass er mit Integration anfangen möchte.

"Ich frage mich, was soll das, Integration kommt doch erst nach Jahren Therapie infrage und nicht nach einigen Stunden."

Außerdem hat er mich immer sehr damit bedrängt, dass ich einen anderen Anteil vorlassen soll, ich kann das nicht auf Kommando, von jetzt auf gleich und schon gar nicht vor einen Fremden den wir noch nicht lange kennen und nicht so vertrauen können.

Dass was er uns dann erklärte, hat bei allen Anteilen großes Chaos angerichtet, zu viele Stimmen gleichzeitig, sie warfen mir vor, dass sie jetzt wohl nicht mehr gut genug sind, um da zu sein, dass sie ihren Dienst getan haben und jetzt gehen können. Ich kann die Reaktion meiner Anteile gut verstehen, das fühlte sich für sie an, als würde man sie jetzt beseitigen wollen, dass sie jetzt nicht mehr gebraucht werden und nur noch lästig sind und gehen sollen.
Ihre Stimmung übertrug sich sehr stark auf mich und ich kam selbst kaum noch klar, da war ein Punkt erreicht, wo ein anderer Anteil vorkommen wollte, doch da habe ich mich gegen gewehrt und es verhindert, vielleicht wäre es besser gewesen, es zu zulassen.

Ich erklärte dem Therapeuten dann, wie die anderen Anteile gerade auf das was er sagte reagieren und ich erklärte ihm dann auch, das Integration für uns erst mal nicht infrage kommt. Von diesem Moment an haben die Gespräche mit ihm nicht mehr das Geringste gebracht, auch kein weinen mehr am Ende des Gesprächs. Am Ende ist nur noch Angst vor Therapie übrig geblieben. Hmm



Zitat:GGG: Jeder Mensch kann zum Arzt gehen, wenn's ihm schlecht geht. Jeder Verletzte wird versorgt in unserem Land. Bei jedem Unfall kommt der Krankenwagen und der Notarzt. Innerhalb von 11 Minuten müssen die dort sein. Es gibt Ersthelfer. Wenn Du eine Wunde hast, weil Du Dich beispielsweise beim Geschirrwaschen an einem Messer geschnitten hast, kannste zum Notdienst gehen und musst innerhalb von 6 Stunden genäht sein. 

Und was kriegen die DIS-Patienten, die Traumapatienten, die Depressiven und alle Anderen:
Wartelisten, Stigma, Diskriminierung, Chronifizierung, Spott, Nachteile in allen denkbaren Lebensbereichen usw....
Das ist ungerecht. 

Das, was Du da geschrieben hattest, waren gestern auch meine Gedanken, während ich einen Deiner Beiträge gelesen hatte. Ich frage mich, ob es wirklich so sein muss, dass man lange Wartezeiten aushalten, muss, ob es nicht auch anders gehen würde. Für alle möglichen körperlichen Krankheiten gibt es ausreichend ärztliche Versorgung, in der Stadt in der ich wohne, gibt es 12 Krankenhäuser und 7 Privatkliniken und unzählige Arztpraxen, aber wenn es um die Versorgung von psychisch kranken geht, ist das Angebot an Therapeuten nicht gerade groß. Besonders dann nicht, wenn es um schwer traumatisierte Menschen geht, da muss man dann sogar dazu bereit sein sich einen Therapeuten in anderen Städten zu suchen, die auch alle schon überrannt sind, kein Wunder, wenn man da dann lange Wartezeiten hat.

Ich habe den Eindruck, dass das Leiden von psychisch kranken Menschen als zumutbar und ertragbar gehalten wird, das es für solche Menschen kein Problem sein sollte, das sie nicht behandelt werden können, oder nicht die Therapie bekommen können, die sie benötigen, immerhin haben sie es ja schon jahrelang aushalten können, da können sie ja noch locker länger aushalten.

Ich bin der Meinung, dass man auch psychisch kranken Menschen eine angemessene Behandlung bieten sollte, genau so, wie man es für körperlich kranke Menschen macht. Ich frage mich da auch, ob es denn überhaupt möglich wäre, die Versorgung für psychisch kranke Menschen ausreichend sicherzustellen. Vielleicht ist es aber auch gar nicht möglich, weil es viel zu wenig Therapeuten gibt, zu wenig Kliniken und noch weniger Kliniken, die auch bei DIS, eine Therapie bieten können, die man dringend benötigt.

Ich finde es auch voll daneben, wenn man jemanden mit DIS für Monate in eine Klinik steckt, um DIS zu therapieren, wo Therapeuten, die DIS nicht mal im Ansatz ausreichend verstehen können und dann therapieren wollen. Hauptsache jemand war in einer Klinik, ob sie/er dort richtig therapiert wurden, scheint vollkommen egal zu sein, Hauptsache irgendeine Art von Therapie und anschließend hat man dann wieder zu funktionieren, denn man hatte ja Therapie und dann hat es ihr oder ihm ja besser zu gehen und kann wieder für einige Zeit sich selbst überlassen werden.


Zitat:GGG: Ich schreib' das hier, weil die Leute hier sehr viel netter und zivilisiert sind, als in anderen Foren. Ich halte das hier für ein sehr gutes Forum und eigentlich das Erste, wo ich sagen würde, dass man da kaputte Menschen hin lassen kann, ohne dass man Angst um sie haben muss, dass sie da geschädigt werden. Hier herrscht ein guter Umgangston, die Leute sind einfühlsam. Davon können die in anderen Foren nur träumen.


Für mich ist es auch sehr wichtig, dass es in unserem Forum so zivilisiert abläuft und die User einen netten Umgangston benutzen. Ich habe in anderen Foren auch schon oft erleben müssen, wie es da chaotisch abläuft, dass dort nicht eingegriffen wird, wenn User sich daneben benehmen oder sogar andere mobben usw. Ich habe in unserem Forum auch schon User gehabt, die sich da fürchterlich benommen haben und einen nicht gerade guten Umgangston hatten, wir haben dann versucht dass zu unterbinden, und als dass nicht befolgt wurde, wurde der betreffende User nach mehrfachen ermahnen auch aus dem Forum entfernt. Auch wenn ich so etwas nicht gerne mache, wenn es nötig ist, muss es eben sein, nur so kann ich sicherstellen, dass hier im Forum nicht alles so wie in einigen anderen Foren abläuft. Ich mochte das die User sich hier wohl und sicher fühlen können.

Wichtig ist es mir ganz besonders, das ich Menschen mit einer DIS, ein Ort geben kann, an dem sie Beachtung und Hilfe finden und nicht nur weit am Rand irgendwo im Forum verloren gehen. Früher habe ich in anderen Foren auch versucht Hilfe zu finden, doch dort wurden dann nur sehr selten von DIS betroffenen Users Beiträge geschrieben, oft viele Monate lang gar nichts.
Darum habe ich angefangen ein Forum zu betreiben, in dem es ganz anders ablaufen soll als in anderen Foren, bei uns ist es auch sehr erwünscht, das die anderen Anteile einer Person zu Wort kommen dürfen, egal ob im Forum, Chat oder Teamspeak, sie sollten und dürfen nicht ausgeschlossen werden. Leider habe ich genau das sogar in Foren für Menschen mit DIS erleben müssen, das finde ich voll daneben.

Ich freue mich sehr über Deinen Lob, danke das Du das hier in denen Beitrag erwähnt hast, es tat sehr gut das zu lesen, Deine Worte haben mich sehr gefreut.
[Bild: Seelenwanderer-2-04.png]


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RE: Innere Kinder u. Anteile - Sie waren schon lange vor Therapie da - von Seelenwanderer - 10.12.2018, 17:00

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