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Innere Kinder u. Anteile - Sie waren schon lange vor Therapie da
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Innere Kinder u. Anteile - Sie waren schon lange vor Therapie da
(09.12.2018, 18:28)Maddox schrieb:  
Du schreibst, dass du 10 Jahre Lebenserwartung verloren oder sagen wir "hast 10 Jahre lernen dürfen" – dann sind sie nicht verloren – bis du mit deinen Rackern klargekommen bist. Auch dass du deine Trauma-Aufarbeitung pausiert hast und dadurch ganz überrascht warst als es dann doch weiterging. Hört sich so an, als hättest du also für dich selbst nichts Wirkliches getan, nebenher, also in Eigenregie, was natürlich schwer sein kann, da vielleicht Verdrängung leichter ist. Aber nach der Courage und dem Mut den deine Texte so von sich geben, erscheint uns das ein wenig, sorry für diesen Lapsus, lausig.
 

Hi Du! :-)

Diesen Absatz Deines Postings verstehe ich leider nicht ganz. Kannst Du es vielleicht verdeutlichen? Ich glaube, ich stehe gerade etwas auf dem Schlauch.

Ja, und zu den anderen Dingen:

Die Therapeuten müssen auch alle erst lernen. Heute ist über DIS und über die Therapie viel bekannt, aber da wird's noch lange so sein, dass man sich erst mal damit auseinandersetzen muss und einen Königsweg dafür, wie ein dissoziierter Mensch dann letztlich in seiner Selbstorganisation sein wird, wird von dem jeweiligen Menschen/System abhängen, der betroffen ist.

Ich glaube, da geht's weniger um Werte, sondern darum, dass die Medizin die Dissoziation eben als Krankheit sieht und natürlich den Gegenpol Gesundheit anstreben möchte. Grade bei der DIS wird das aber oft nicht gehen, weil das Aufheben der Dissoziation auch macht, dass am  Ende die Hauptperson alle Erinnerungen hat. Und ob das aushaltbar ist, wenn viel und schwere Gewalt erlitten wurde, ist die Frage. Das Gehirn hat diesen Schutz einst gewählt und er ist notwendig gewesen. Es wird bei nicht wenigen Menschen so sein, dass sie sich nicht dem ganzen Leid stellen können, das in ihnen abgespeichert ist.

Ich glaube, der Punkt ist, ob's einem persönlich mit dem erreichten Status gut geht oder nicht. Wenn ein System gut zusammenarbeiten kann, wenn es denen insgesamt gut geht, wenn es zurechtkommt im Leben, wenn das so klappt, dann ist tatsächlich das Co-Bewusstsein wohl die für die beste Lösung in diesem Moment. Integration bedeutet halt auch: Lange Traumatherapie, viel Aufarbeitung, Zurechtkommenmüssen mit dem, was dann freigesetzt wird. Das ist alles sehr anstrengend und bindet Kräfte, Zeit und blockiert für andere Dinge. Letztlich muss dann jedes System entscheiden, was es denn will und ob's weiter die Therapie vorantreiben will oder schlicht leben will, wie es geht.

Das, was mir eigentlich den Mut und die Kraft gibt, solche Texte in ein Forum zu schreiben, sind zwei Motivationen:

1.  Wer DIS hat, der hat die nicht umsonst. Für mich sind Traumapatienten und Borderline-Patienten zunächst mal schwer verwundete Menschen, mit denen ich Mitgefühl habe und wo ich denke, dass sie Unterstützung und Beistand brauchen und verdienen. Da ist es mir dann auch total egal, wie traumatisiert die sind. Leiden tun sie alle und das nicht zu knapp. Ich denke auch, es ist zu schwer alleine und wünsche jedem gute Helfer und Hilfe.

2. Man hat heute dieses Wissen, dass man weiß, wie man das behandeln kann. Man hat auch das Wissen, wie man schnell erste Erfolge und Verbesserungen rausholen kann. Das geht oft auch erst mal ohne Therapeuten, wenn keiner da ist.

Ich persönlich wünsche mir für jeden Betroffenen, dass er soviel wie möglich Hilfe kriegt, dass er so wenig wie möglich leiden muss, dass er so wenig wie möglich von seinem Leben verliert und dass er trotz der oft desolaten Ausgangssituation letztlich so schnell wie möglich in ein sicheres, geborgenes und warmherziges Leben kommt, wo er über die Schrecken der Vergangenheit dann auch hinwegkommen kann.

Abgesehen von meinen  aktuellen Problemen und den Problemen, die als Folge der Traumatisierungen meine Zukunft nachhaltig negativ beeinflußen werden, belastet mich das alte Zeug heute relativ wenig. Klar, ich hab' Falshs und Panikattacken und andere Dinge. Das ist neuropsychologisch, das macht der Körper und nicht ich.

Aber wenn mich heute einer fragt, ob ich nicht heule und niemanden mehr vertrauen kann, weil eben bestimmte Menschen in meinem Leben mir Gewalt angetan haben, dann kann ich sagen, dass ich Menschen sehr gut und gerne vertraue und dass ich in diesem Sinn die Traumatisierungen überwunden habe. Ich bin kein total verbitterter Mensch mehr, der die Menschen fürchtet. Die Kinder  in mir und verletzten Traumaanteile sind soweit drüber weg, dass ein relativ normales unbeschwertes Leben und Miteinander mit anderen Menschen kein Problem mehr ist. Die Angst vor den Menschen haben wir wieder verlernt und das ist eigentlich der wichtigste Part, den es beim Trauma zu erreichen gilt.

DIS heißt vor allem eins: In Angst und Schrecken leben und unfrei.

Ich empfinde es so, dass wir viel hinter uns gelassen haben, was die Angst und die Fesseln angeht. Ich fühle mich nicht generell  unglücklich und nicht lebensmüde, auch wenn'snatürlich hier und da mal hochkommt, weil soviele Probleme  da sind, die Altlasten von früher drücken.

Hoffnung kann man jedem dahingehend machen, dass man sagen kann:

Natürlich kann's besser werden, weniger Schmerzen, weniger Angst, weniger Chaos. Das ist absolut drin. Ein normales Leben kann drin sein.

Man muss das schon irgendwie irgendwo lernen, wie man mit Anteilen in sich umgehen muss, damit die ruhiger werden und ein Miteinander klappt, aber dann hat man  schon ein ganz ordentliches Leben vor sich. Der Alptraum DIS kann weniger werden und das Leben mehr. Das ist möglich.

:-)


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RE: Innere Kinder u. Anteile - Sie waren schon lange vor Therapie da - von GGG - 09.12.2018, 19:11

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