DjoDjo
Warum eigentlich Intervalltherapie?
10
2302
  • 2 Bewertung(en) - 1.5 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Kommentare erwünscht Warum eigentlich Intervalltherapie?
Hallo ihr Lieben,

letzte Woche hat uns unsere Thera eröffnet, dass wir bald in die letzte Verlängerung gehen und sie nicht weiß, ob sie es danach noch irgendwie hingebogen bekommt, dass wir noch weitermachen können.
Sie meinte, sollte das nicht klappen, müssten wir 2 Jahre Pause machen.
Wir wissen davon und haben schon damit gerechnet, dass das irgendwann kommt. Aktuell ist es zwar absolut nicht vorstellbar, wie das gehen soll, aber möglicherweise haben wir keine andere Wahl.
Unsere Thera wird sicher alles versuchen, dass wir noch Stunden bekommen, aber irgendwann kommt eben der Tag, an dem die Krankenkasse das mal ablehnt.

Die Thera meinte, dass die Kassen eben davon ausgehen, dass eine Intervalltherapie sinnvoll ist. Also, dass es immer Unterbrechungen in der psychotherapeutischen Arbeit gibt, weil nicht alles am Stück bearbeitet werden kann.
Wir finden diesen Intervalltherapie-Ansatz sehr komisch, aber vielleicht wissen wir auch nur nicht, was dahinter steckt ...

Wir denken, dass das etwas sehr Individuelles ist, wie lange und in welchen Abständen eine Therapie sinnvoll ist. Uns jetzt ab März alleine zu lassen, kommt uns fahrlässig vor. Wir haben das Gefühl, gerade erst begonnen zu haben. Gerade erst ein Gefühl dafür zu haben, was es bedeutet, viele zu sein, gerade erst eine Vorahnung bekommen zu haben, was wir ungefähr erlebt und aufzuarbeiten haben. Und das alles ist sehr belastend und neben einer unterstützenden stabilisierenden Therapie - wir müssen ja gerade auch erstmal lernen, stabil zu bleiben - müssen sicherlich einige Dinge zumindest annähernd aufgearbeitet werden, damit wir wieder klarkommen. Damit wir vielleicht irgendwann mal wieder Ziele ins Auge fassen können. Von arbeitsfähig sind wir auch weit entfernt, da der häusliche Alltag schon mehr als überfordernd ist. Uns kommt es nicht sinnvoll vor, demnächst 2 Jahre vor uns hinzudümpeln, bis wir wieder mithilfe einer Therapie an unserer Problematik arbeiten dürfen.

Welche Erfahrungen habt Ihr mit Therapieunterbrechungen, Intervalltherapie und 2-Jahres-Pausen? Wir freuen uns über viele Antworten, da es hier bestimmt ganz verschiedene Blickwinkel gibt.
Grüß euch

Wir haben insgesamt 3,5 Jahre durchgehend Therapie gehabt, aber davon auch manchmal nur 2x im Monat, wenn mal Flaute war und es sich nichts ergeben wollte, was in jeder Therapie denke ich vorkommt oder vorkommen kann.
Wir hatten insgesammt 95 Stunden und eine weitere Verlängerung wäre ohne weiteres noch drin gewesen, doch wir lehnten ab.
Wissen auch nicht welche Therapie ihr genau macht, vielleicht gibt es da auch Unterschiede.


PS: die 5 Probestunden pro Quartal kann sie dir anbieten, sollte es soweit kommen, nur mal soviel dazu. Hat meine mir nämlich damals auch gesagt, das dies immer wieder möglich ist.
Ah, das mit den Probestunden ist schonmal ein guter Tipp, danke Maddox.

Wir machen VT. Und relativ engmaschig. Also wir haben eine Doppelstunde pro Woche. Dadurch gehen die Stunden so langsam wirklich aus. Aber wir brauchen das aktuell wirklich. Da es jede Woche aufs Neue so viele Probleme gibt, dass wir kaum vorankommen und erstmal die akuten Hürden behandeln müssen - stabil werden. Belastungsfähig. Wir sind so labil, eine Kleinigkeit kann uns völlig aus der Bahn werfen. Daher können wir uns aktuell gar nicht vorstellen, auch nur alle 2 Wochen oder so Therapie zu haben ... :(
Hey Djodjo,

ich kenne deinen Hintergrund nicht. Deshalb kann das hier völlig daneben sein. Aber hast dich mal beim FSM erkundigt bzw um Gelder für Therapie beworben?

Grüße
Hallo WhiteHorses,
Danke für Deine Antwort. Was ist das denn? Also nein, habe mich da nicht beworben, weiß gar nicht was das ist.
Liebe Grüße
Hi Djodjo

Ich steh jetzt ein wenig abseits oder so. Aber um welche Verhaltensweise geht es dir denn, die du weg haben willst. Du schreibst doch eh schon, dass jedes kleine Fitzelchen dich aus der Bahn wirft. Tschuldige, aber Stabilität würde dir um einiges mehr bringen und die bekommt man mit Trauma bzw. Tiefenpsychologie.
VT bedeutet ja ein Dauerfeuer von Dingen die e man macht in einer stressigen Umgebung, nur um andere zu machen und gerade, mit den deinen und dem Stress, der Trennung (die aber auch sehr wichtig war) braucht ihr jetzt ruhe, Stabilität und neuen Mut um euch an euch zu wagen und die Kommunikation besser hinzubekommen.
Also ich weiss nicht kompetent deine Therapeut/in ist aber wenn die/der bescheid weiss was auch hier im forum steht mit deinen Inneren, dann sollte soviel Beratungsfachkompetenz vorhanden sein und das bemerkt werden...
Eigentlich auch jemand der sich mit DIS auskennt und die VTs haben darin soweit ich weiss null Kenntnisse.

Aber das nur meine bescheidene subjektive Meinung.
Denk darüber nach..!

Auf bald. LG
Deine Therapeutin wird das wissen. Ich habe gerade keinen Zugriff auf die Spoiler Funktion für Triggertext. Oder falls jmd anderes hier das schreiben kann?

Sonst schau doch mal einfach beim Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben. Dort suchst du nach FSM.

Doppelstunde VT/Woche. Klingt anstrengend. Bin da ganz bei Maddox übrigens. Stabilisierung wäre wirklich gut. Natürlich gibt es auch VT Therapeuten mit Traumaausbildung und DIS Kenntnissen, aber die sind rar. Aber möglicherweise hast du ja einen davon.
Zitat:Maddox: "VT bedeutet ja ein Dauerfeuer von Dingen die e man macht in einer stressigen Umgebung"
Hey Maddox und WhiteHorses,


das kann ich so nicht bestätigen. Meine VT ist aktuell sehr auf Stabilisierung ausgelegt. Es gibt kein Dauerfeuer, keine stressige Umgebung in der Therapie und die Thera legt sehr viel wert darauf, den Raum etc. für uns vorzubereiten, um eine beruhigende Atmosphäre herzustellen. In der Therapie befassen wir uns vorrangig damit, wie wir gut als Team arbeiten können, um die alltäglichen Probleme anzugehen und zu überstehen. Sie hilft uns sehr bei der inneren Kommunikation und eröffnet uns neue Sichtweisen, bringt uns Dinge bei, wie wir Flashbacks abmildern können etc. Also auch wenn es VT ist, es ist ein sehr stabilisierender Ansatz und das ist ja auch das, was wir aktuell brauchen. Eine Traumabehandlung selbst, das hat sie auch gesagt, wird sie zumindest erstmal nicht (mehr*) mit uns machen und müsste dann auch sehr gut vorbereitet werden, weil wir dazu nicht stabil genug sind und es auch nichts bringt, solange wir in dem Maße dissoziieren und switchen, sodass gar nicht klar ist, ob dann auch die Anteile mit ihr arbeiten, die das traumatische Ereignis erlebt haben. Und sie meint auch, bei der Menge an aufzuarbeitenden Dingen, kann sie das nicht alles leisten und sie empfieht mir auch, einen Klinikaufenthalt in einer auf DIS spezialisierten Klinik in der Nähe anzugehen und wir arbeiten daran, dass wir das dann auch packen. Also ja, Beratungsfachkompetenz ist da. Nur sind wir sehr resilient gegen Überredungskünste aller Art, uns in eine Klinik zu bewegen ':D Wir arbeiten dran.
Meine Thera ist sehr engagiert und ich habe schon den Eindruck, dass sie sich sehr gut auskennt und die nötige Offenheit hat, sich mit DIS ernsthaft zu befassen. Sie hatte schon Patient:innen mit Dissoziativer Störung und so, aber ich glaube, noch keine:n DIS-Patient:in, aber eine:r ist immer der:die Erste. Wir finden, sie macht ihren Job sehr gut. Wir fühlen uns unterstützt und abgeholt in unserer aktuellen Situation. Die meisten von uns haben sehr viel Vertrauen in sie und wir sind uns im Team einig, dass wir erstmal bei ihr bleiben, auch wenn es langfristig sicherlich sinnvoll ist, vielleicht eine tiefenpsychologische Therapie oder einen spezialisierten Klinikaufenthalt zu machen. Psychoanalyse kommt für uns aktuell eher nicht so infrage. Die Vorstellung ist uns sehr unheimlich. Aber aktuell die Thera zu wechseln oder die Therapie zu beenden, würde vermutlich sehr viel Instabilität bringen.
Was noch ein großer Vorteil für uns ist, sie kennt sich sehr gut mit der Begleitung von LTGBQTA*-Leuten aus. Das hilft mega. :)

Das mit dem FSM habe ich inzwischen mal gelesen und ja, ich werde die Thera mal fragen, ob sowas bei uns geht. Wäre sicherlich einen Versuch wert.

So, das war jetzt hier ein Utramega-Thera-Verteidigungs-Post ':D Die macht einen guten Job, glaubt mir, auch wenn sie VT ist ;)


* bevor das alles mit der DIS rausgekommen ist, hatten wir ein vermeintliches - ich nenn's jetzt mal "Monotrauma" aus dem Erwachsenenalter bearbeitet.
Na dann freuen wir uns für euch, dass da doch mehr Kompetenz besteht, als bei reinen VTs.

Wollen jetzt auch nicht verunsichern, aber man muss auch gut suchen, dass man die guten Kliniken findet, die sich auch ausreichend zu DIS auskennen und dies auch fördern.
Haben auch da viel schlechtes gehört.
Und wo die einen voll zufrieden sind, können andere völlig unter gehen, es ist wie mit Therapien.

Dann alles gute weiterhin mit der Stabilisierung unter euch und man liest sich wieder in einem anderen Thread.

LG
Guten Abend,

Unsere Therapie wired jetzt dann über die Opferhilfe bezahlt, wir kommen allerdings aus der Schweiz.
Vielleicht gibt es bei euch ja so etwas ähnliches? Es könnte sich lohnen, mal zu recherchieren, auch Fonds und Organisationen anzuschreiben könnte sinnvoll sein...

Bei uns wäre so ein Therapieunterbruch auch vollkommen unvorstellbar. Wahrscheinlich wäre ess sehr schädlich, wahrscheinlich sogar gefährlich. Man kann zwar durchaus auch einiges an Selbsthilfe betreiben, z.B, Kommunikation ausbauen lernen indem man (Fach-)Bücher liest, im Internet recherchiert, sich in Foren austauscht, aber ich denke ein Gegenüber zu haben das sortieren hilft, Reaktionen zeigt und motiviert ist unschätzbar wichtig und von grossem Vorteil.
Anscheinend findet man mit Glück auch bei Beratungsstellen DIS-erfahrene Berater, das wäre vielleicht auch ein Tipp.

Falls es dazu kommen sollte, würde ich sehr dazu raten, sehr sorgfältig einen (oder mehrere) Notfallpläne zu erstellen zu planen, wie die Arbeit allein klappen könnte. Ich denke, wenn man das strukturiert und mit Ziel angeht ist die Erfolgschance ungleich höher als wenn man nur probiert, die zwei Jahre auszuharren.

alles liebe und vile Glück!
Sina
Also ich möchte Euch allen, die hier Tipps und Erfahrungsberichte da gelassen haben, nochmal herzlich danken. Viele Anregungen werden uns sicherlich weiterhelfen. Aber ich möchte gerne nochmal versuchen, auf die Ursprüngliche Frage zurück zu kommen. Ich würde mich über Eure Gedanken dazu freuen. Es geht mir darum, wie Ihr persönlich das seht und empfindet, um mal so ein Meinungsbild zu haben. :)

Warum Intervalltherapie?
Warum ist es sinnvoll, einzelne Abschnitte mit viel Zeit zwischen den Therapien zu machen? (okay, ja, Abhängigkeit von Theras ist ein Argument, aber was gibt es da vielleicht noch für Argumente?)
Oder ist es so ein Ding, dass Krankenkassen das nicht wirtschaftlich genug ist, wenn Therapien sehr lange dauern?
Ist Intervalltherapie möglicherweise wirklich sinnvoll bei anderen Krankheitsbildern?
Und ist das auch bei DIS sinnvoll oder bräuchte es hierfür vielleicht eine andere Zeiteinteilung?
Was haltet Ihr von den Regeln der Kassen zur zeitlichen Einteilung von Psychotherapie allgemein in Bezug auf DIS?


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen:
1 Gast/Gäste